Verbannt! "The Crown" erinnert an vergessene Doku über die Royals

In der dritten Staffel von "The Crown" geht es auch um eine TV-Doku über die Queen und ihre Familie. Den Film gibt es tatsächlich - und darum wird er niemals wieder zu sehen sein.
(wue/spot) |
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Olivia Colman als Queen Elizabeth II. in "The Crown"
Sophie Mutevelian/Netflix Olivia Colman als Queen Elizabeth II. in "The Crown"

Die dritte Staffel der beliebten Netflix-Serie "The Crown" ist endlich da und sorgt bereits für jede Menge Gesprächsstoff. Fans werden in der vierten Folge an eine längst vergessene Dokumentation über englische Queen und die britischen Royals erinnert, die Ende der 1960er Jahre im britischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Heute ist "Royal Family", so der Name des Dokumentarfilms, jedoch nur noch in wenigen Ausschnitten zu sehen. Fans der Serie, die die vierte Episode der dritten Staffel noch nicht gesehen haben, seien vor Spoilern gewarnt.

Mehr über Queen Elizabeth II. erfahren Sie in dieser Dokumentation

Ein vergessenes Phänomen

Die britischen Royals sind sehr auf ihr Privatleben bedacht. Zwar gibt man sich auf öffentlichen Auftritten in der Regel volksnah, wirklich private Angelegenheiten verbleiben aber für gewöhnlich hinter verschlossenen Türen. In der vierten Folge der dritten "The Crown"-Staffel laden die Royals jedoch ein Filmteam zu sich ein. Prinz Philip (98), gespielt von Tobias Menzies (45), möchte dem gemeinen britischen Steuerzahler mit einer Dokumentation zeigen, dass die Familie ihr Geld auch Wert ist. Der Versuch geht jedoch kräftig nach hinten los und englische Queen will die Doku für immer aus dem TV verbannen. So heißt es zumindest in der Serie.

"Royal Family", eine Koproduktion der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt BBC und des Fernsehnetzwerks ITV, feierte am 21. Juni 1969 tatsächlich seine Premiere im britischen Fernsehen. Die Einschaltquoten waren überwältigend. Laut Angaben des "Smithsonian Channel" saßen damals rund 37 Millionen Menschen vor ihren Fernsehgeräten, um einen Blick hinter die Kulissen der Monarchie zu erhaschen. Bei etwas mehr als 55 Millionen Briten sahen damit knapp zwei Drittel der damaligen Gesamtbevölkerung zu. An anderen Stellen ist sogar von drei Vierteln der Briten die Rede. Nicht einmal bei der Fußball-WM schalten annähernd so viele Zuschauer ein.

Im selben Jahr sei die Dokumentation laut dem "Telegraph" noch unzählige weitere Male ausgestrahlt worden. Die "Internet Movie Database" (IMDb) listet sogar eine TV-Premiere in Westdeutschland (22. November 1969) und Österreich (Dezember 1969) - offenbar unter dem Titel "Die königliche Familie". Doch schon bald wurde der Film nie wieder öffentlich gezeigt - zumindest nicht in seiner Ganzheit. Ein letztes Mal wurde er im Februar 1972 von der BBC ausgestrahlt, zum zwanzigjährigen Jubiläum der Thronbesteigung der Queen.

Zeit des Umschwungs

Doch was waren die Beweggründe für englische Queen, sich und ihre Familie rund 18 Monate lang von den Kameras begleiten zu lassen? Mehreren Quellen zufolge hätten die Berater der Königin damals befürchtet, dass die Royals sowohl die Unterstützung des Volkes als auch die Finanzierung durch den Steuerzahler verlieren könnten. Die Beliebtheit der Royals sollte wieder gesteigert werden. Außerdem sollte die Investitur von Charles (71) als Prinz von Wales gefeiert werden.

Die Grundidee stammte in Wahrheit offenbar von William Heseltine (89), dem damaligen Pressesprecher der Royals und von dem 2005 verstorbenen Adeligen und Filmproduzenten John Knatchbull, 7. Baron Brabourne. Regie führte Richard Cawston, Schauspieler Michael Flanders gab den Erzähler.

37 Millionen Zuschauer hatten damals gesehen, wie sich Prinz Philip auf einem Grillfest auf Balmoral Castle - der heutigen Sommerresidenz der Queen - um ein paar Würstchen kümmerte, wie die Familienmitglieder zusammen frühstückten oder wie englische Queen ihrem damals noch jungen Sohn Prinz Edward (55) ein Eis kaufte. Doch die britischen Royals als einfache Menschen zu zeigen, kam offenbar nicht sehr gut an. Wie es beim "Telegraph" weiter heißt, beklagten sich Kritiker darüber, dass der knapp 110-minütige Dokumentarfilm die royale Mystik zerstöre.

Offenbar sah die Königin das ähnlich. Laut mehrerer Biographen habe sie später die Entscheidung bereut, die Dokumentation drehen zu lassen - von einer "fehlgeschlagenen Neuerfindung" war unter anderem die Rede. Der berühmte britische Tierfilmer und Naturforscher Sir David Attenborough (93) habe Regisseur Cawston sogar vorgeworfen, er würde die Monarchie mit seinem Film "töten".

Wo ist der Film zu sehen?

"Royal Family" unterliegt dem sogenannten "Crown copyright" und ist seit seiner letzten Ausstrahlung vor mehr als vier Jahrzehnten nicht mehr in seiner Gänze öffentlich zu sehen gewesen. Nur Wissenschaftlern sei unter strengen Auflagen erlaubt worden, die unter Verschluss gehaltene Dokumentation zu begutachten. Daher ist der Film auch nirgendwo im Netz zu finden. Rundfunksendern ist es allerdings erlaubt, kürzere Clips in anderen Dokumentationen zu verwenden. So waren einzelne Ausschnitte unter anderem 2011 in der BBC-Doku "The Duke at 90" zu sehen. Weitere kurze Teile wurden unter anderem im Rahmen einer Ausstellung zum 60. Thron-Jubiläum der Queen veröffentlicht.

Auch in "The Crown" ist englische Queen, gespielt von Olivia Colman (45), der Ansicht, dass die Dokumentation nie wieder ausgestrahlt werden sollte. Dabei wird es wohl auch in der Realität bleiben. Nach jetzigem Stand ist es doch eher unwahrscheinlich, dass das Material noch einmal in Gänze veröffentlicht werden könnte.

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