Uthoff und von Wagner: So war "Die Anstalt"

Die beiden Münchner Max Uthoff und Claus von Wagner geben ihren Einstand in der ZDF-Satire-Sendung. Ein Powerstart mit Putin-Hit und Praktikant.
von  Michael Stadler
Max Uthoff (links) und Claus von Wagner
Max Uthoff (links) und Claus von Wagner © ZDF

Die beiden Münchner Max Uthoff und Claus von Wagner geben ihren Einstand in der ZDF-Satire-Sendung. Ein Powerstart mit Putin-Hit und Praktikant.

München – Mit Revolutionsgeist starten sie in ihre erste Sendung, die neuen Anstaltsleiter, knacken im Dunkeln das Schloss hin zum Territorium ihrer Vorgänger und sehen dann, bei Scheinwerferlichte besehen, genauso aus wie diese: Max Uthoff mit lichter Urban-Priol-Wahnsinns-Perücke, gewandet im weißem Arztkittel; Claus von Wagner als Lothar-Dombrowski-Verschnitt, also in der Tradition von Georg Schramm. Der falsche Priol darf sogar einen Handschuh-Handshake mit dem falschen Dombrowski wagen. Endlich! Und der Franken-Gast Matthias Egersdörfer poltert wohlbehütet im Pelzig-Look: „Jetzt geht’s los! Arsch hoch! Oder haben Sie schon erlebt, dass eine Revolution im Sitzen stattfindet?“.

Kabarett als Blödelkunst der Nachahmung - so machen sie sich auch befreiend über die hohen Erwartungen lustig: Sind die denn so gut wie die Alten, fragt sich Fernsehdeutschland. Die Kampfansagen stimmen jedenfalls von Anfang an: Sie wollen den Laden wieder flott machen! „Sagen Sie Ihnen, wir sind der ADAC“, so die Anweisung an Quotenfrau Simone Solga. Moment, ne, doch nicht.

Es ist ein energetischer, etwas übermütiger Start, bei denen auch die Gäste Gas geben: Matthias Egersdörfer haut bis zum Ende rein, Simone Solga zappt sich wendig durchs chaotisch-merkel-infizierte TV-Programm. Allein Nico Semsrott sucht seelenruhig als Anstalts-Praktikant das Netz nach bereits veröffentlichen Online-Kritiken ab und zieht später seine Depressions-Nummer power-point-verstärkt durch. Depression, das ist wirklich ein Wachstumsmarkt. Aber was könnte sonst noch wachsen? Einen Spitzensteuersatz fordern von Wagner und Uthoff, dann doch anständig in ihren gepflegten Anzügen. 90 Prozent wäre angebracht. Aber gilt das auch für Alice Schwarzer? Und etwa für die hochbezahlten Kabarettisten selbst? Dann doch lieber 53 Prozent.

Die Münchner Sicherheitskonferenz bereitet Uthoff spitzzüngig auf, beäugt die „Jungfernrede der heiligen Ursula-von-der-dauernden Empfängnis“ und spricht, ach, ganz Macho, von der „Verharmlosung durch eine Frau“. Die pure Ironie, natürlich. Ein Unterhaltungs-Quiz streuen sie als Entertainment-Bombe ein: Was heißt das, wenn von der Leyen meint, "Gleichgültigkeit ist für Deutschland keine Option“? Egersdörfers Antwort: Ist mir total wurscht! Für Sotschi münzen alle Anstalts-Insassen entschlossen village-people-schwul „YMCA“ zu einem „Putin"-Hit um. Putin, hol die Fackel raus. Da können die Winterspiele doch kommen.

Im Gegensatz zu den stark typisierten Vorgängern ähneln sich von Wagner und Uthoff ein wenig in ihrer wortgewandten Komik. Und manches kommt einem bekannt vor, wenn man die Programme der Kabarettisten kennt. Aktualität ist gut, Sicherheit ist besser, gerade für den Start. Aber die Fackeln brennen, die Anzüge sitzen, und manche Pointen auch.

 

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