Ungewöhnlich stark! Filmkritik zum München-Tatort: Freies Land in der ARD

Das ist mal wieder ein ungewöhnlicher "Tatort" – im besten Sinne: ein bisschen Road-Movie, ein bisschen Gefängnisfilm, viel Verfall, ein wenig Idyll, reichlich Wahnsinn und ein Quantum Philosophie.
Klar: Niederbayern als Landschaft kommt nicht gut weg: Die Reise der Kommissare Batic und Leitmayr führt ins fiktive Örtchen Traitach an der niederbayerisch-tschechischen Grenze, ein absurd heruntergekommenes Dorf mit einem Wirtshaus und einer Polizeidienststelle in einem alten Metzgerhaus. Aber der Schauplatz ist egal: Fernab der Stadt muss es halt sein, wo sich die "Freiländer" versammeln, die sich von Deutschland abgewendet haben und ihren eigenen kleinen Staat auf einem umzäunten Gebiet aufbauen wollen.
Münchner Tatort - lakonisch, kauzig, beängstigend und unterhaltsam
Dieser Tatort (Regie: Andreas Kleinert, Buch: Holger Joos) ist großartig erzählt, hat viele schöne Bilder, die eine angenehme Abwechslung zu den Großstadt-Aufnahmen sind, die man sonst bei den Münchnern sieht (Kamera: Johann Feindt). Er ist lakonisch, kauzig, beängstigend – und sehr unterhaltsam.

Der eigentliche Fall wird fast zur Nebensache – und es stört überhaupt nicht. Franz Leitmayr und Ivo Batic sind hier mal wieder eine Schau: ob gemeinsam in ihrem Doppel-Einzelzimmer oder am traurigen Wurstautomaten, ob im Streit oder Eintracht. Bei diesem Ermittler-Duo macht sich die langjährige Zusammenarbeit auch für die Zuschauer bezahlt. "Freies Land" ist ungewöhnlich, aber nicht ausgeflippt, er nimmt das Reichsbürger-Thema ernst, aber auf unterhaltsame Art.
Und: Niederbayern kommt dann doch wieder gut weg – mit seinen Menschen nämlich! Sigi Zimmerschied als pragmatischer Polizist und Peter Mitterrutzner als philosophierender Landbesitzer, der morgens nackt in den See hüpft, sind zwei der vielen Besetzungs-Glanzpunkte dieses Films. Ein Glücksfall!
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