TV-Kritik zum Weimar-Tatort : Von der Königin der Klos zur Kloßkönigin

Im "Tatort: Die robuste Roswita" tauchen die Ermittler Dorn und Lessing ab ins Universum der Thüringer Klöße. Das ist mitunter sehr komisch - Tiefgang sollte man aber nicht erwarten.
Markus Giese
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Als Roswita (Milena Dreissig) noch Mogli ist, findet sie Unterschlupf bei Roland Schnecke (Nicki von Tempelhoff).
MDR/Wiedemann&Berg/Anke Neugebauer Als Roswita (Milena Dreissig) noch Mogli ist, findet sie Unterschlupf bei Roland Schnecke (Nicki von Tempelhoff).

Erschießen? Langweilig. Erwürgen? Hundert Mal gesehen. Erstechen? Gähn. Granulieren? Bingo! In Sachen kreative Mordmethoden hat der mittlerweile siebte Weimarer "Tatort: Die robuste Roswita" (Regie: Richard Huber) schon mal neue (unappetitliche) Maßstäbe gesetzt – bedenkt man vor allem, wie stolz der Thüringer auf seine kulinarischen Errungenschaften, wie beispielsweise den Kartoffelkloß, ist.

Das Opfer, der Kloßoligarch Christoph Hassenzahl, fand sein Ende also erst im Schockfroster, dann im Schredder und anschließend in Form von Granulat auf dem Boden eines Pappkartons. Ein Verkehrsunfall mit Fahrerflucht, ein Spürhund mit Interesse für das vermeintliche Katzenstreu - und die Kommissare Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen) sind mitten drin im Universum einer hygienisch nicht ganz einwandfreien Kloßfabrik, in dem es sich ab sofort auf allen, aber auch wirklich allen erzählerischen Ebenen um die goldgelbe Kartoffelspezialität dreht.

Ein Schnaps bei jedem Kloß-Gag und der Zuschauer bekäme das Ende nicht mehr mit

Man kann sich ausmalen, wie die Autoren Murmel Clausen und Andreas Pflüger abendelang bei Kloß und Soß‘ zusammensaßen, und sich diese Batterie an Sprüchen, Wortspielen und Doppeldeutigkeiten zusammenreimten. Wäre dieser "Tatort" ein Film-Trinkspiel, wo jeder Kloß-Gag einen Schnaps bedeutet, würde der Zuschauer nicht mehr mitbekommen, was Roswita alias Mogli (Milena Dreissig), die verschollen geglaubte und gedächtnisbefreite Gattin des Granulierten, mit einem Betrüger Namens Schnecke (Nicki von Tempelhoff) und einer genmanipulierten Kartoffelsorte zu tun hat.

Als Roswita (Milena Dreissig) noch Mogli ist, findet sie Unterschlupf bei Roland Schnecke (Nicki von Tempelhoff).
Als Roswita (Milena Dreissig) noch Mogli ist, findet sie Unterschlupf bei Roland Schnecke (Nicki von Tempelhoff). © MDR/Wiedemann&Berg/Anke Neugebauer

Liebe, Gier und liebenswürdige Sidekicks

Eine Spurensuche zwischen Liebe, Gier und Vertuschung mit den liebenswürdigen Sidekicks Stich (Thorsten Merten) und Lupo (Arndt Schwering-Sohnrey) und einem kuriosen Ende, an dem sich alles irgendwie von selbst regelt. Das macht Spaß – wenn man von vornherein bereit ist, auf Tiefgang zu verzichten.

Einziges Haar in der Kloßbrühe: Cordula Remda-Teichel (Christina Große), die über Roswita sagt: "Von Klößen hat die so wenig Ahnung, wie die Bayern." Stimmt. Es heißt ja auch Knödel.

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