TV-Kritik: So war der Tatort vom Bodensee
Der Ehrgeiz, in die „Tatort“-Krimis neben dem Action-Zirkus mit Kommissars-Akrobatik auch noch eine lätscherte Melancholiker-Philosophie für Soap-Romantiker hineinzuquetschen, beschert dem Bodensee-Tatort „Letzte Tage“ (Buch: Stefan Dähnert, Regie: Elmar Fischer, ARD/SWR) eine besonders zähe Variante von kollegialem Schlechte-Laune-Mief: Die Konstanzer Bodensee-Kommissarin Klara Blum (Eva Mattes) und der Thurgauer Bodensee-Kommissar Matteo Lüthi (Roland Koch) haben in diesem Pharma-Trübsinnskrimi nichts Besseres zu tun, als sich auf kindische Art um ihre Zuständigkeit für eine deutsche Leiche auf einem schweizerischen Fährschiff zu balgen.
Welcher Pathologe darf die Todesursache erschnippeln, wer hat das Recht, in Motiven und Hintergundskandalen zu wühlen? Ein Pharmakonzern rumort mit der Testreihe für ein neues Krebsmittel im Hintergrund, und beim Fahnden nach einer dubiosen Selbsthilfegruppe landet Assi Perlmann (Sebastian Bezzel) auch noch in einer sehnsüchtigen Seufzer-Beziehung zu einer todkranken Proteststudentin.
Damit alles seinen Platz hat in diesem überfüllten Psycho-Langweiler, sind Blum und Perlmann dauernd müde – die Plage mit Liebe, Korruption, Rivalenkonkurrenz und Medizinskandal gräbt sich friedhofsmäßig ins Gemüt. Still ruht der Bodensee. Und nun folgt das Sommerloch der „Tatort“-Wiederholungen, bis am 18. August der Luzerner Ermittler Reto Flückiger (Stefan Gubser) wieder einen frischen Fall liefert.
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