TV-Kritik: So war der "Tatort" aus Leipzig
Unpassende Winterromantik, schon wieder ein Tauziehen zwischen örtlichen Kommissaren und BKA und eine Handlung, die sich wie eine überreif gewordene Zwiebel häutet: Der Leipziger Tatort „Die Wahrheit stirbt zuletzt“ in der TV-Kritik.
München - Dieser „Tatort“ hatte gleich mehrere Enttäuschungen. Die erste mag eine Petitesse sein. Aber will man einen eisigen Wintertatort bei endlich sommerlichen Wohnzimmer-Temperaturen sehen? An einem vereisten See wird eine tote Siebenjährige aufgefunden. Kommissarin Saalfeld (Simone Thomalla) tippt auf einen Familienmord. Und: Schon wieder gab es einen Zweikampf lokale Kommissare gegen Wiesbadener BKA - mit bemühter Intim-Implikation aus der Vergangenheit.
Katja Riemann meldet sich als BKA-Kommissarin am Telefon und übernimmt das Kommando. Die Begründung wird den Leipzigern aber erst mal vorenthalten. Aber es hat auch damit zu tun, dass die BKAlerin mal mit Keppler (Martin Wuttke) liiert war. Riemanns Rolle wirkt reichlich grob gezimmert, allzu giftig und streng muss sie mit Schlafzimmerfrisur agieren. Allzu grob wirkt auch der Zweikampf Wiesbadener BKA mit den Leipziger Kommissaren. Das Tauziehen zwischen örtlichem Kommissariat und BKA ist inzwischen ein „Tatort“-Dauerbrenner. Jüngst hat man Ähnliches aus Bremen, Wien oder München gesehen.
Das tote Mädchen Amelie sollte mit ihrer Mutter und ihrem neuen Lebensgefährten künftig in Ägypen leben. Als Amelies Vater (Pasquale Aleardi), der seit Jahren von der Mutter getrennt lebt, während der Ermittlungen mit aufgeschnittem Puls entdeckt wird, glauben die Kommissare, mit dem Versuch eines erweiterten Selbstmords konfrontiert zu sein. Wollte sich Amelie Vaters wegen der anstehenden Trennung von der Tochter rächen?
Die Konstellation versprach jede Menge Spannung. Aber dieser „Tatort: Die Wahrheit stirbt zuerst“ zog sich eine ganze Weile als Indizienprozess um ein verweigertes Asthma-Spray und Textilienfasern dahin. Mal schien der Vater verdächtig, mal wiederum der neue Lebensgefährte (Bernhard Schir) der Mutter. So wich die unpassende Winterromantik (Regie: Miguel Alexandre) auch noch einem zähen „Wer-war’s“-Fall.
Und die Handlung häutete sich wie eine überreif gewordene Zwiebel.
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