TV-Kritik: So war der Tatort aus Köln
Inmitten der Exzentriker-Akrobatik ehrgeizgeschüttelter Pseudo-Avantgarde-Sender gab es diesmal einen „Tatort“ von simplem Biedermanns-Normalmaß: Das Doppelleben eines pingeligen kleinen Ordnungs-Spießers aus der Elektronikbranche - trautes Heim mit Weib und Kind Nummer eins, trautes Heim mit Weib und Kind Nummer zwei - wird zum Ausgangspunkt eines Entführungsfalls, an dem die Kölner Kripokommissare Ballauf & Schenk (Klaus J.Behrendt und Dietmar Bär) ihre Currywurst-Erfahrungen und familiären Urängste messen können.
Der Mord an einem Entführungszeugen wird schnell als Motiv in einer Vertuschungskette greifbar, als zwei einander völlig fremde Mütter gleichzeitig ihre totale Ahnungslosigkeit von der Zweigleisigkeit des Partners entdecken. Das lässt zwar eine höchst moderne Berufskreativität erblühen - wenn eine Zeitmanagement-Agentur das unsichtbare Zweitleben von Fremdgehern, Geheimvätern und Drittfrauen organisiert - aber für die Krimispannung ist es eher eine gemächliche Variante in einer Patchwork-Gesellschaft, die ihren erwünschten moralischen Standards von Sitte und Anstand hinterherhoppelt.
So zappelt der Software-Berater Herr Sasse (Barnaby Metschurat) in der Datenstress- und Verwandtschafts-Zwickmühle (Buch: Frank Koopmann, Roland Heep, Regie: Christoph Schnee, ARD/WDR), und die Tatortkommissare können über einen Fortbildungslehrgang in Familienkommunikation nachgrübeln.
Fazit: Wackere Kleinbürgerkriminalität aus Papas wildem Leben.
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