TV-Kritik: So war der "Tatort" aus Bremen

Eine brutale Familienbande terrorisiert die Stadt und schüchtert auch die Polizei ein - das ist leider keine Drehbuchfantasie. Die TV-Kritik zum "Tatort" aus Bremen.
Robert Braunmüller |
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(v.l.: Hauptkommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel), Revierleiter Kurt Sand (Yorck Dippe), Polizist David Förster (Christoph Letkowski), Hauptkommissar Stedefreund (Oliver Mommsen)
(v.l.: Hauptkommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel), Revierleiter Kurt Sand (Yorck Dippe), Polizist David Förster (Christoph Letkowski), Hauptkommissar Stedefreund (Oliver Mommsen)

Dieser „Tatort“ hinterlässt gemischte Gefühle. Natürlich wurde am Ende, wie im Krimi üblich, die Ordnung halbwegs wiederhergestellt. Allerdings besteht das Problem, das die Bremer Folge „Brüder“ thematisiert, außerhalb des Fernsehens weiter: Wie kann sich der Rechtsstaat gegen organisierte Kriminelle wehren, die ganze Großstadtviertel unsicher machen und so stark sind, dass sie die Polizei nicht mehr fürchten?

Zu Beginn stören zwei junge Streifenbeamte die Kreise des gefürchteten türkisch-libanesischen Nidal-Clans (exzellent: der dänische „Game of Thrones“-Star Dar Salim als Hassan Nidal). Die Polizistin wird lebensgefährlich verletzt, ihr Kollege kann fliehen. Er erweist sich gegenüber den Kommissaren Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) wenig kooperativ, weil der Clan ihn in der Hand hat. Der Nidal-Clan erinnerte frappierend an den berüchtigten Miri-Clan im echten Bremen oder die Abou-Chaker-Familie, durch seine Nähe zum Rapper Bushido über Berlin hinaus bekannt geworden ist.

Ähnlich wie in dieser „Tatort“-Folge haben auch seine Mitglieder versucht, Zeugen vor Gericht einzuschüchtern. „Der Stoff ist delikat. Das Geschehen in unserem Film und in der Realität ist von Rassismen und vermeintlicher Political Correctness geprägt. Gleichzeitig nimmt die Gewalt weiter zu“, hat Drehbuchautorin Dagmar Gabler in einem Interview erklärt. Und diese These wird von „Tatort“-Routinier Florian Baxmeyer knallhart inszeniert: Ein krimineller Clan übt Selbstjustiz, Richter werden eingeschüchtert, ein im Rollstuhl sitzender Kronzeuge mit Benzin übergossen, eine Polizistin ins Koma geprügelt.

Die allzu weichen Bürokraten des Rechts wirkten geradezu gelähmt von den Blicken der harten Jungs. Über die Zusammenhänge von organisierter Kriminalität und bürgerlichen Geschäften verliert der Krimi kein Wort. „Vergesst das Multikulti-Gelaber“, meinte der Polizistenausbilder. „Wer sich allzu grün macht, den fressen die Ziegen“, zitierte die Kommissarin Johann Wolfgang von Goethe gegenüber dem eingeschüchterten Richter. Nur: Was tun gegen die organisierte Kriminalität von Ausländern? Methoden aus Wildwest wie in diesem Krimi sind allerdings auch keine Lösung. 

 

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