TV-Kritik: So war der ARD-Film "Katharina Luther"

Zack, zack, zack! Mit sechs ins Kloster, mit 23 Jahren Zweifel, ein heimlich kursierender Lutherbrief, Ausbruch, Aufbruch: Nach zehn Minuten steht Katharina von Bora also im wirklichen Leben und wird als gefallenes Nonnen-Freiwild gleichmal vom überzeugenden Luther (Devid Striesow) vor einem gaffend-grapschenden Männer-Mob auf der Wittenberger Domplatte gerettet.
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Erst jetzt findet "Katharina Luther" (ARD/MDR, R: Julia von Heinz) die Ruhe für eine Orientierungsphase, die Enttäuschung, dass Luther auch nur ein Mensch ist. Dann kommt der super-emanzipierte Heiratsantrag an den großen Doktor. So wird Katharina (Karoline Schuch) als "Herr Käthe" zur Meisterin der Hauswirtschaft, hat mit Martin sechs Kinder.
Dazwischen gelingt Großes
Der Tod der 12-jährigen Tochter stürzt die Ehe in eine Belastungskrise, aus der die beiden aber als Paar gestärkt hervorgehen. Dann stirbt Luther und: zack, zack, zack, Schluss!
Aber dazwischen gelingt Großes: kein historisierender Emanzenfilm, sondern spannende Geschichtseinführung und Personeneinfühlung.
Der Großreformator verzwergt auch nicht menschelnd, sondern bleibt imposant – als seiner Mission verschriebener Super-Spartaner, der von seiner tüchtigen Frau wenigstens etwas in die familiäre Komfortzone gezogen wird. Nur leicht peinlich: der "Mad-Max"-artige, kleine Bauernrotten-Aufstand. Überhaupt nicht peinlich: der Ehesex, der hier wunderbar diskret verhandelt wird, zwischen "das erste Mal" (Nonne und Ex-Mönche!) und liebender Sinnlichkeit.
Denn auch das kommt gut raus: Reformation war nicht puritanisch, sondernn in guter Balance aus Sinnlichkeit und Intellekt.
Und da sagt Luther, als am Gelehrten-Esstisch in seinem "Schwarzen Kloster" kühn diskutiert wirdzu Käthe: Was meinst Du? Setzt Dich dazu! Trink' und rede mit! Ob sowas historisch verbürgt ist?