TV-Kritik: Der "Tatort: Tollwut" aus Dortmund
Dieser Dortmunder Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) ist natürlich ein Charakter, an dem man sich reiben kann. Im echten Leben würde man einem so unberechenbaren Mann keine Dienstpistole geben (Liebe Polizei: Das würde man doch nicht, oder?). Aber im Film macht es Spaß, ihn bei seiner endlosen Psycho-Gratwanderung zuzusehen.
Schon in der Krimiserie "Monk“ waren es stets große Momente, wenn der Ermittler Adrian Monk in einer Nebenhandlung einen neuen Hinweis auf den Mörder seiner Frau erhielt. Und auch hier sind es intensive Szenen, die sich Faber und der Mörder seiner Frau und seiner Tochter, Markus Graf (Florian Bartholomäi), liefern. Zudem müssen die Ermittler Faber, Martina Bönisch (Anna Schudt) und Nora Dalay (Aylin Tezel) Abschied von ihrem Ex-Kollegen Jonas Zander (Thomas Arnold) nehmen.
"Ich wurde ermordet"
Er wurde, wie auch ein Häftling, im Gefängnis mit Tollwut infiziert – für eine Heilung ist es zu spät. Das Drehbuch (Jürgen Werner) schenkt ihm im Beisein seiner Ex-Kollegen noch den schönen Satz "Ich wurde ermordet." Das hören Polizisten von Mordopfern auch selten aus erster Hand.
Die beklemmende Atmosphäre im Gefängnis mit der ständigen unterschwelligen Gewalt bestimmt die Temperatur in diesem „Tatort: Tollwut“ (Regie: Dror Zahavi). Das Spiel mit den Verdächtigen wird am Ende wirklich spannend. Und wer sich in den 80ern immer darüber amüsiert hat, wie albern die Szenen aussahen, in denen empörte Menschenmengen auftraten, der sieht hier, dass es heute deutlich besser geht – wenn man nur ein paar Statisten mehr hinstellt. Die aufmüpfige Nora Dalay, die ihren Chef Faber anfaucht: „Sagen Sie mir nie wieder, wie ich meine Arbeit machen soll“, dürfte im echten Leben jeden Tag ein Blatt vom Abmahnungs-Abreißkalender mit nach Hause nehmen.
Aber sonst: Tadellos, dieser Tatort. Mehr davon!