Tatort: Tod und Spiele in der ARD - Kritik zum Sonntags-Krimi im Ersten

Der Dortmunder "Tatort" mit dem Titel "Tod und Spiele" handelt von illegalen Käfigkämpfen. Hier gibt's die AZ-Kritik zum Sonntags-Krimi im Ersten.
Dominik Petzold |
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Der Multimillionär Oleg Kombarow (Samuel Finzi) als Gast bei einem illegalen Käfig-Kampf.
Thomas Kost/WDR/ARD/dpa Der Multimillionär Oleg Kombarow (Samuel Finzi) als Gast bei einem illegalen Käfig-Kampf.

Wie lautet die Sepp-Herberger-Regel des Sonntagabend? Ein Tatort dauert neunzig Minuten. "Tod und Spiele" ist lange unterhaltsam – doch in Erinnerung bleiben die bizarren Eigentore kurz vor Schluss. Bis dahin sieht man gern zu, wie die Dortmunder Kommissarin Martina Bönisch (Anna Schudt) mit dem russischen Oligarchen Kambarow (Samuel Finzi) anbandelt, um Zugang zu einer mörderischen Kampfsportszene zu finden. Der Milliardär ist angereist, um Borussia Dortmund zu kaufen – dass das in Deutschland so nicht möglich ist, könnte man durchaus wissen bei der Fußball-ARD –, doch vorerst nimmt er die angebetete Inkognito-Ermittlerin mit zu einem geheimen Gladiatorenkampf: Da ringen Männer mit bloßen Händen um Leben und Tod, um Superreiche zu unterhalten.

Lustige Dialoge werden immer spitzer

Und die Anmach-Strategie geht für den verrückten Oligarchen auf, nach dem Kampf haben er und Martina Bönisch Sex im Kleintransporter. Ob das unorthoxe Ermittlungstaktik oder persönlicher Abgrund ist – egal: Der Grusel rund um die Gladiatorenszene nimmt zu, und die lustigen Dialoge zwischen Bönisch und ihrem rasend eifersüchtigen Kollegen Faber (Jörg Hartmann) werden immer spitzer, bis ihm sogar ein Quasi-Liebesgeständnis rausrutscht ("Ich würde Sie vermissen, nicht nur als Fachkraft").

Doch dann, nachdem der Fall gelöst und die ohnehin Verdächtigen überführt sind, ist da noch dieser etwa neunjährige Junge, der eisern schweigende Sohn eines getöteten Kämpfers, vielleicht aus Russland, vielleicht aus der Mongolei, vielleicht aus einem ganz anderen Ost-Land, die Polizisten nennen ihn politisch sehr inkorrekt "Klein-Khan". Der tritt kurz vor Schluss Kommissarin und Ersatz-Mutter Nora Dalay (Aylin Tezel) gekonnt k.o., klaut ihren Revolver, um damit den Oligarchen Kambarow zu bedrohen – aber nur, damit dieser ihm zuhört: Was Kinder halt so machen, um Aufmerksamkeit zu bekommen.

Irre: Beamte geben Kind an Oligarch statt ans Jugendamt

Doch die Filmemacher können noch etwas Irreres draufsetzen: Der Kleine liest auf Russisch einen Brief seines Vaters vor, der ihm rät, sich im Fall seines Todes an Oligarch Kambarow zu wenden. Und die Beamten Bönisch und Faber haben halt noch Respekt vor dem geschriebenen Wort: Sie geben den Kleinen nicht etwa in die Obhut des Jugendamts, sondern des Oligarchen, eines Mannes, der sich daran erfreut, wie sich Menschen mit bloßen Händen umbringen. Winke, winke, Klein-Khan – und Abpfiff.


"Tatort: Tod und Spiele" | ARD, Sonntag, 20.15 Uhr

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