"Tatort - Tanzmariechen": Demaskierte Jecken

"Mir sin Kölsche us Kölle am Rhing, mir sin stolz dodrupp un uns kritt keiner klein", schallt es am Ende des Tatorts aus dem Lautsprecher: "Wir sind Kölner aus Köln am Rhein, wir sind stolz darauf und uns kriegt keiner klein". Die erste Strophe des Karnevalhits soll das kölsche Lebensgefühl beschreiben, doch dieser Fall der Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) offenbart genau das Gegenteil: Die Protagonisten zerbrechen am Karneval, die vermeintliche Spaßmaschine kriegt sie alle klein – und treibt sie sogar in den Tod.
Genau an dieser Stelle beginnt die Folge: Evelyn Pösl, Tanzmariechen und Star der Karnevalsgesellschaft "De jecke Aape", setzt ihrem Leben mit einem Sprung von einer Rheinbrücke ein Ende. Ein harter Cut und man sieht ihre Kolleginnen und Kollegen vom Tanzcorps weiter trainieren, als sei nichts passiert. Der Erfolg des Vereins, der Karneval, steht über allem.
Doch dann trifft "Die jecken Affen" der nächste Schicksalsschlag: Die strenge Tanztrainerin Elke Schetter wird nach einer Übungseinheit im Vereinsheim brutal erschlagen. Und das nur wenige Tage vor dem Start in die neue Karnevalssession am 11.11. – eine Katastrophe für den erfolgsversessenen Präsidenten Günter Kowatsch.

"Tanzmariechen": Wenn der Vorhang fällt, beginnen die Intrigen. Foto: WDR/Thomas Kost
Das Drama hinter der Maske
Bei ihren Ermittlungen finden die Kommissare Freddy Schenk und Max Ballauf schnell heraus, dass es bei "De Jecke Aape" zuletzt alles andere als heiter zuging. Zwischen den beiden Tänzerinnen Saskia Unger und Annika Lobinger herrscht ein harter Konkurrenzkampf um die Position des ersten Tanzmariechens, im Internet wird gemobbt und des Nachts fremdgegangen.
Und mittendrin ist Evelyns Familie, deren Leben sich trotz des Suizids der Tochter weiter nur um den Karnevalsverein dreht, insbesondere bei Vater Rainer Pösel. Der definiert sich und sein gesamtes Dasein ausschließlich über den Karneval und merkt gar nicht, wie sein Umfeld Stück für Stück daran zerbricht.
Dass nebenbei auch noch ein wenig Polizeiarbeit gemacht wird, ist das große Problem von "Tanzmariechen": Dieser "Tatort" ist eine ebenso gelungene wie bedrückende Demaskierung der Kölner Karnevalindustrie im Speziellen und der Leistungsgesellschaft im Allgemeinen.
Leider vergisst er dabei, ein guter Krimi zu sein.