"Tatort"-Regisseurin Maris Pfeiffer: So lief der Dreh im Kloster
AZ-Interview mit Maris Pfeiffer (59): Die Regisseurin und Drehbuchautorin aus Düren hat vor allem deutsche TV-Krimis von "Tatort" bis "Ein starkes Team" inszeniert.
Neuer "Tatort": Nonnen hüten manch dunkles Geheimnis
In einem Zug am Münchner Hauptbahnhof wird ein Wirtschaftsprüfer tot entdeckt. Die Ermittlungen führen die Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) in ein Kloster am Rande der Alpen.
Und sie merken schnell: Die Nonnen dort hüten manches dunkle Geheimnis. Regisseurin Maris Pfeiffer hat einen ungewöhnlichen Krimi in malerischer Kulisse inszeniert. Die beiden Kommissare ermitteln, doch auch zwei mysteriös anmutende Herren aus dem Vatikan scheinen sich sehr für das Leben hinter den Klostermauern zu interessieren.
AZ: Frau Pfeiffer, beim Dreh mit den beiden alten "Tatort"-Hasen Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl konnten Sie sich als Regisseurin vermutlich entspannt zurücklehnen, oder?
MARIS PFEIFFER: Die beiden kennen ihre Figuren viel besser als jeder Autor, jede Autorin, jeder Regisseurin oder jede Regisseurin, die neu dazu kommt. Sie wissen genau, wie Ivo und Franz ticken, wie sie reden, sich verhalten. Und sie machen lustige und gute Vorschläge.
Maris Pfeiffer über das Kloster Reisach: "Wirklich ein magischer Ort"
Man ist immer wieder beeindruckt, wie die beiden zusammen funktionieren.
Sie arbeiten ja auch schon seit 30 Jahren zusammen. Es war ein Vergnügen, zu erleben, wie sehr sie sich nicht nur für ihre Figuren, sondern auch für die Geschichte interessieren.
Sie hatten vermutlich mit den vielen anderen, vor allem Darstellerinnen mehr zu tun, "Wunder gibt es immer wieder" ist ja ein Ensemblefilm. War es schwierig, die Nonnen zu bändigen?
Bändigen? Höchstens den einen oder anderen hinter der Kamera. Es sind alle tolle Schauspieler und Schauspielerinnen, das war ein tolle und sehr kreative Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Wir sind nun ja auch fast alle nicht mehr ganz jung und nicht neu in der Branche... Es war auch sehr lustig.
Fast der ganze Film spielt im Kloster. Macht diese Beschränkung auf einen Drehort die Arbeit angenehmer?
Erstmal: Ja! Es ist toll, wenn nicht so viel Zeit und Energie für Anreisen und in die Organisation am Drehort geht. Dazu kommt, dass es wirklich ein magischer Ort ist: Der Garten, die Sicht von der Küche auf die Berge, die Ruhe in dem Gebäude, die Geschichte des Klosters, die man überall spürt. Als die Nonnen ihre Gesänge üben mussten, war es besonders schön, wie sie singend durch die Gänge gingen, von ihren Ruheräumen zum Set, zum Essen oder in den Garten.
Pfeiffer: "Klöster sind gewachsene Gemeinschaften"
Das Kloster erscheint im Film mal idyllisch, mal unheimlich. Die beiden Münchner Kommissare Batic und Leitmayr bleiben immer in einem Zwischenzustand zwischen dem weltlichen und dem geistlichen Leben.
Das ist eine Welt, die die Ermittler nicht kennen. Eine Welt, von der sie und die Zuschauer und Zuschauerinnen in vielen Hinsichten alle möglichen Ideen und Vorurteile haben. Klöster sind gewachsene Gemeinschaften, in diesem Fall von Frauen. Jede Art von Frauengemeinschaft dürfte den meisten Männern erstmal fremd sein. Damit spielen wir auch, durchaus auf humorvolle Art. Wie ergeht es zwei Männern, die auch noch etwas herauskriegen sollen?
Zwischen den Nonnen und den Kommissaren stehen der Hausmeister und sein Gehilfe. Haben Sie recherchiert, wie es ist, als Externer im Kloster zu arbeiten?
Das Kloster Reisach bei Kiefersfelden, in dem wir gedreht haben, war bis vor drei Jahren von einer Männergemeinschaft bewohnt. Der Hausmeister aus dieser Zeit kümmert sich immer noch um Gebäude und Garten. Mit ihm haben wir uns viel unterhalten. Das war sehr hilfreich. Außerdem habe ich in einem anderen Frauenkloster recherchiert.
Corinna Harfouch "ein großes Geschenk"
Mussten Sie beim Drehen auf Rücksicht nehmen, oder konnten Sie sich frei entfalten?
Wir haben versucht, auf die religiösen Gefühle der Zuschauer und Zuschauerinnen Rücksicht zu nehmen, das ja. Im Kloster durften wir uns frei bewegen, manche Räume waren uns lediglich aus baurechtlichen Gründen nicht zugänglich. Wir haben versucht, die Aura der Räume nicht zu stören, respektvoll mit ihnen umzugehen. Was naturgemäß mit einem Filmteam nicht immer ganz einfach ist.
Die tonangebende Schwester Barbara wird gespielt von Corinna Harfouch, die man nicht zwingend im Tatort erwartet.
Durch sie bekommt die Figur eine Aura und ein besonderes Eigenleben, das ist ein großes Geschenk für den Film. Aber auch alle anderen Schauspielerinnen geben ihren Nonnen besondere Ecken und Kanten, und man spürt, dass sie Menschen sind, mit denen wir uns identifizieren können. Das war mir wichtig.
ARD, Sonntag, 19. Dezember, 20.15 Uhr
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