"Tatort: Nemesis" aus Dresden: Zerfasert und kalt

Die neue Tatort-Saison startet mit einer Folge aus Dresden. Leider ist "Nemesis" ein recht dröger, zerfaserter Fall. Die AZ-Kritik.
Philipp Seidel
Philipp Seidel
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Da der entscheidende Beweis gefunden wurde, machen sich Gorniak und Winkler nun auf den Weg, den Täter zu verhaften.
MDR Da der entscheidende Beweis gefunden wurde, machen sich Gorniak und Winkler nun auf den Weg, den Täter zu verhaften.

Liebe AZ-Leser, die folgende Kritik enthält teils unverschleierte Hinweise zur Handlung Tatorts "Nemesis" (Sonntag, 20.15 Uhr in der ARD). Falls Sie den Krimi unvoreingenommen sehen möchten, lesen Sie diesen Artikel am besten erst später.

So falsch möchte man wirklich nur von seinen ärgsten Feinden betrauert werden: Die Tränen der frisch Verwitweten angesichts ihres toten Gatten sind auf den ersten Blick als gespielt zu erkennen. Und auch sonst stimmt praktisch nichts mit dieser Katharina Benda (Britta Hammelstein), die ihre Söhne zu einem ungeheuerlichen Verbrechen treibt – und gemeinsam mit dem Jüngeren den Älteren noch mit Psychoterror traktiert.

So kalt wie die Architektur dieser Dresdner Villa sind auch die Seelen ihrer Bewohner.

Insgesamt ist "Nemesis" ein recht dröger Fall zum Beginn der "Tatort"-Saison. Als großes Thema haben sich die Drehbuchautoren Mark Monheim und Stephan Wagner (der auch Regie führte) die Geldwäsche ausgesucht – aber die Lösung ist dann etwas völlig anderes. Dabei ist die Krimi-Dauerreihe ja besonders dann stark, wenn sie sich ein gesellschaftlich relevantes Thema aufgreift und wenigstens ansatzweise aufbereitet. Hier wird ein Thema aufbereitet, aber ein anderes behandelt. Der Film wäre knackiger geworden, hätte man sich auf das Psycho-Thema konzentriert. So zerfasert alles.

Der Charakter des Dresdner Neuzugangs Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) nervt durch seine Klugscheißerei und Großspurigkeit. Herzlich lachen kann man immerhin über das supergeheime Auftreten des Informanten Spiro (Atheer Adel). Da ist der Weg zur Vollparodie in der Polizei-Miniserie "Police Squad" mit Leslie Nielsen und dem allwissenden Schuhputzer Johnny verdammt kurz. Und dann spricht der Pathologe allen Ernstes das Binnen-I. Möge es bald ebenfalls auf dem Edelstahl-Tisch landen.

Hübsch ist dann wieder, dass der Szene-Gastronom in der Schießgasse erschossen wurde. Aber das passiert eben schon am Anfang des Films, der dann noch lange vor sich hinschlurft. Da kann auch das halbwegs actionreiche Finale nichts retten.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.