"Tatort: Murot und das Prinzip Hoffnung": Mörderische Philosophie
Eine Mordserie erschüttert Frankfurt. Drei Männer werden per Genickschuss getötet, zwischen den Opfern gibt es keinerlei Verbindung. Zunächst glaubt das LKA um Ermittler Felix Murot (Ulrich Tukur) und Magda Wächter (Barbara Philipp) an eine rechtsextreme Motivlage, doch das dritte Opfer bringt Murot dann auf die Spur: Jochen Muthesius.
Ein Philosophenmord - oder doch nur Rache?
Der Obdachlose war Philosophieprofessor, bei dem auch Murot studiert hat. Zufall oder Vorhersage? In diesem "Tatort" (Regie: Rainer Kaufmann, Drehbuch: Martin Rauhaus) wird mit Wahrnehmungs- und Figurenkonstellationsebenen gespielt – und es werden die ganz großen philosophischen Fragen ausgepackt, von Bloch über Wittgenstein bis hin zu – kein Witz - Ikea. Die Anspielungen lassen jeden Erst-Semester-Philosophen jubeln.
Schnell ist klar, dass der oder die Täter aus dem Umfeld der Familie kommen muss. Muthesius’ drei Kinder, alle mehr oder weniger mit dem Familienschicksal konfrontiert und alle drei mehr oder weniger bekloppt, rücken in den Mittelpunkt von Murots "Ermittlungen", die sich hier vor allem in Form von sinnschweren Familientreffen ergeben.
Adorno hätte vermutlich seinen Spaß gehabt
Vor allem der infantil-reimende Möchtegernphilosoph Sohn des Alten, Paul Muthesius (großartig: Lars Eidinger), wirkt verdächtig. Und dann ist da noch der Nachbarssohn Jürgen von Mierendorff, strammer Neonazi und auch verbandelt mit der schrecklich netten Familie.
In diesem "Tatort" werden so viele Motive angeschnitten, so viele Zitate bedient, so viele Irrungen und Wirrungen durchlebt, dass das titelgebende "Prinzip Hoffnung" am Ende auch für den Zuschauer gelten muss: Hoffentlich bleibt die Aufmerksamkeit so hoch, dass die finale Wendung noch logisch verfolgt werden kann.
Wenn nicht, taugt dieser "Tatort" wenigstens als nette Satire der Frankfurter Schule. Adorno hätte vermutlich seinen Spaß gehabt.
- Themen:
- TV
- Ulrich Tukur