"Tatort: Mord unter Misteln" aus München: Ironisch-unterhaltsames Kostümfest

Achtung, Spoiler! Diese TV-Kritik gibt mehr oder weniger konkrete Hinweise auf die Handlung des "Tatort: Mord unter Misteln". Wenn Sie nichts verraten bekommen wollen, warten Sie mit der Lektüre des Textes, bis Sie den Film gesehen haben (Das Erste, 26.12.2022, 20.15 - 21.45 Uhr und in der ARD-Mediathek).
Weil es zwischen den beiden Münchner Kommissaren kriselt, seit sich Ivo Batic (Miroslav Nemec) ohne mit Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) zu reden, über mögliche Ruhestandsregelungen erkundigt hat, greift Assistent Kalli (Ferdinand Hofer) zu einer List und lädt beide zu sich nach Hause.
"Tatort" wie bei Agatha Christie: Alle sind verdächtig
Dort warten noch ein paar andere Kollegen für ein gemeinsames Krimidinner, auf das sich die beiden Kommissare äußerst lustlos einlassen. "Mord unter Misteln", der 90. Fall der beiden Kommissare, wird zu einer optisch prächtig ausgestatteten Zeitreise 100 Jahre zurück in ein britisches Landhaus, in dem der Butler tot aufgefunden wird.
Chief Inspector Lightmyer (Wachtveitl) und Constable Partridge (Nemec) stellen bald fest, dass wie in jedem guten Agatha-Christie-Krimi alle der anwesenden Bewohner, Angestellte und Gäste des Landhauses ein Mordmotiv hätten.
Weihnachtliche Versöhnung
Robert Löhr (Buch) und Jobst Christian Oetzmann (Regie) würzen dieses stimmungsvolle, klassische Whodunit-Spiel mit vielen kleinen und auch selbstreferenziellen Gags, selbst Doldingers "Tatort"-Melodie wird in den 20er Jahre Sound gepackt, auch wenn die snobistische Lady Mona Bantam (herausragend: Sunnyi Melles) Jazz hasst: "Das ist Musik für Tagelöhner."
Am Ende dieses ironisch-unterhaltsamen Kostümfests und warmherzigen Spiels auf zwei Ebenen gibt es nicht nur eine Lösung, sondern auch eine weihnachtliche Versöhnung zwischen den Kommissaren.
Steigt Nemec aus? BR gibt Entwarnung
Den Weihnachtsfrieden will auch der BR nicht stören, der offiziell darauf hinweist, dass "ein unmittelbarer Ausstieg nicht geplant" ist, wie der zuständige BR-Redakteur betont. Drei neue Fälle seien bereits abgedreht, ein paar weitere in Planung. Die Chance auf den 100. Fall bleibt bestehen.