Tatort-Kritik: Furtwängler in "Wegwerfmädchen"
Der oft etwas farblose Hannover-„Tatort“ mit der drahtigen Maria Furtwängler als LKA-Kommissarin Lindholm haut zum Auftakt dieses zweiteiligen Krimis über Korruption und sexuellen Missbrauch gleich mächtig auf die Pauke: In Ballkleidern entsorgte Minderjährige auf der Müllkippe! Der erste Teil des Doppelthrillers „Wegwerfmädchen“ (Buch: Stefan Dähnert, Regie: Franziska Meletzky, ARD/NDR) ergibt für die Ermittlerin Lindholm eine Querverbindung von Rotlichmilieu, Politik und Kapital.
Als Zuschauer bekommt man jeden Verdacht schlüssig geliefert: Menschenhändlerbanden und reiche Strippenzieher hinter der Kulturfassade, Macht-Arroganz im den oberen Polizei-Etagen – ein Motiv-Mosaik aus organisierter Kriminalität und Erpressungs-Nutznießern. Der zusätzliche Ballast von Privatstress, der im „Tatort“ immer intensiver gepflegt wird und oft als lästiger Störfaktor in der Geschichte klebt, ist freilich ein Tribut an die Realität (immer das Genörgel vernachlässigter Partner!).
Und dass Lindholm immer in Dauerhetzerei das Kind zur Großmutter schaffen muss, gehört zur Alltagsplackerei. Wenn der Lover (Benjamin Sadler) dann auch noch als Journalisten hinter dem selben Fall und den Abgründen der Gesellschaft her ist, hat man genug Hannover im Doppelpack. Der Fall aber mit vage aus der Realität entlehnten Figuren ist spannend.
(2.Teil am 16.12. ARD: „Das goldene Band“)
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