"Tatort"-Highlight aus Stuttgart: So wird der Krimi am Sonntag
Was passiert, wenn Opfer-Angehörige nicht mit dem Verlust des geliebten Menschen, den eigenen Schuldgefühlen und vor allem, der Haftentlassung beziehungsweise Freiheit der brutalen Täter klarkommen? Diese Frage stellt der "Tatort: Der Preis des Lebens" (25.10., 20.15 Uhr, das Erste) der beiden preisgekrönten Filmemacher, Regisseur Roland Suso Richter (54, "Der Tunnel") und Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt (50, "Mord in Eberswalde") sehr eindrucksvoll... Das sind die wichtigsten Antworten zum Sonntagskrimi.
Das ist die Story
Zu Beginn ermitteln die Stuttgarter Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller, 60) und Sebastian Bootz (Felix Klare, 37) im Fall eines getöteten Mädchenmörders. Kaum hat Jörg Albrecht (David Bredin) seine Strafe wegen Missbrauchs und Mordes abgesessen, wird seine Leiche in einer Mülltonne gefunden. Er wurde vor dem Gefängnistor abgefangen, entführt und kurz darauf ermordet.
Für die Stuttgarter Kommissare Lannert und Bootz ist schnell klar, wer die beiden Hauptverdächtigen sind: Frank (Robert Hunger-Bühler) und Simone Mendt (Michaela Caspar), die Eltern der vor mehr als 15 Jahren von Albrecht ermordeten Mareike. Nach dem Tod des einen Täters ist es nun an den Kommissaren, den zweiten an der Tat beteiligten Mann zu schützen. Doch plötzlich ist Bootz' Tochter Maja (Miriam Joy Jung) verschwunden...
Lohnt sich das Einschalten?
Absolut! "Der Preis des Lebens" ist einer der faszinierendsten Sonntagskrimis im laufenden Jahr, auch dank des Drehbuchs, der Kameraführung und der Musik. Inhaltlich legen die Macher den Finger in eine klaffende Wunde unseres Rechtssystems. Außerdem ist dieser "Tatort" ein echtes Highlight für alle Fans von Kriminalfällen, die nicht im Bereich der organisierten Kriminalität angesiedelt sind. Mit einer plötzlichen Wendung steht nämlich auf einmal das Privatleben der Ermittler im Mittelpunkt. Beeindruckend dargestellt werden die dramatischen Gewissenskonflikte in diesem atmosphärischen Krimi allen voran von Schauspieler Felix Klare.
Die Sache mit den Opfer-Angehörigen
Den Mörder der Tochter töten... Wie verlockend der Gedanke ist, können wohl nur diejenigen wirklich beantworten, die diesen grausamen Verlust durchleben mussten. Fakt ist aber, dass die Opferbetreuung regelmäßig zu kurz kommt. Diese Kritik an der Täterorientiertheit greift der Krimi auf.
Denn die Eltern in "Der Preis des Lebens" werden nicht als amoklaufende Irre dargestellt, sondern als gebildete Menschen aus der Mitte unserer Gesellschaft. Doch während der Täter psychiatrische Betreuung bekommen hat, wurden die Opfer-Angehörigen mit ihrem Kummer allein gelassen. "Damit signalisiert die Gesellschaft, dass es egal ist, wie es den Opfern und Angehörigen geht", heißt es an einer Stelle im Krimi.
Nebenbei wird in diesem Zusammenhang auch auf ein vergleichsweise neues Phänomen aufmerksam gemacht: "Das Netz vergisst nichts", sagt die verzweifelte Mutter des misshandelten und getöteten Mädchens. Denn auch Jahre nach dem Geschehen und nach etlichen Löschanträgen sind die Videos von der Gräueltat noch im Netz auffindbar...