"Tatort: Die Nacht gehört dir": Kein Krimi für zwischendurch

Wer den Franken-"Tatort: Die Nacht gehört dir" ansieht, sollte einiges an Konzentration und Zeit mitnehmen. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Die AZ-Kritik.
Philipp Seidel
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Die Kriminalhauptkommissare Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel).
Hendrik Heiden/Hager Moss Film/BR/ARD/dpa Die Kriminalhauptkommissare Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel).

Es hat etwas sehr Beruhigendes, wenn ein Spurensicherer sich in schönstem Fränkisch über den aufgeräumten Tatort äußert. "Kei Essen, kei Gläser, absolut nix, alles blitzblank, zigmal durchgereinicht, nix, ich kenn so was ned." Das verleiht selbst dem reinlichen Altbau-Zimmer mit der blutigen Leiche auf dem Fußboden eine gewisse Gemütlichkeit.

"Die Nacht gehört dir" (Buch: Max Färberböck und Catharina Schuchmann, Regie: Max Färberböck) ist ein anspruchsvoller Krimi, der sich viel Zeit zum Erzählen lässt. Die muss man als Zuschauer halt auch mitbringen. Wer versucht, den so nebenbei zu schauen, verliert den Überblick – oder schläft ein. Aber selbst der gutwillige, aufmerksame Mensch ist immer wieder mal verwirrt, wozu auch die vielen kleinen reingeschnittenen Szenen beitragen. Und die immer neuen Personen, die ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Das erhöht immerhin auch den Reiz des Rätselratens. Warum soll es dem Zuschauer dieses Rache-Krimis um verschmähte Liebe besser gehen als den Ermittlern?

Franken-"Tatort": Eine Darstellerin überragt

Es gibt viele bemerkenswerte Kameraeinstellungen (Kamera: Willy Dettmeyer), die diesen Film aus der Tatort-Bilderflut herausheben, wie auch die Darsteller. Es ist ja nun nicht leicht, dem Protagonisten-Duo aus Fabian Hinrichs und Dagmar Manzel etwas entgegenzusetzen. Aber Anja Schneider als Theresa Hein, eine Kollegin der Toten, ist - wieder mal - großartig. Als die Polizei sie zum Verhör abholt, geht sie durch das Spalier ihrer Kollegen wie über einen Laufsteg, mit diesem hintergründigen Lächeln. Warum sie denn ihre Kollegin ausgerechnet mit einem Messer umgebracht habe, wird sie bei der Polizei gefragt – und antwortet lächelnd: "Sie liebte Sushi." Das Mordwerkzeug nach dem Essensgeschmack der Opfer auswählen ist immerhin originell.

Am Ende nimmt dieser Arthaus-Film dann plötzlich Fahrt auf und gipfelt in einem etwas überambitioniert wirkenden Polizeieinsatz. Vielleicht hatte man die Kostüme schon gebucht und wollte sie nun auch benutzen.

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