So wird der "Tatort: Gier" aus Österreich
München - Oberstleutnant Moritz Eisner und Major Bibi Fellner werden im "Tatort: Gier" (7.6., 20.15 Uhr, das Erste) von ihrem Vorgesetzten gebeten, den Unfalltod seines Patenkindes aufzuklären. Eigentlich nicht ihr Job. Das ändert sich, als der Chef eines Zulieferbetriebes erschossen wird...
Das ist die Story
In einer Chemiefabrik ereignet sich ein Unfall mit Flusssäure. Roswita Mader (Emily Cox), eine junge Werksmitarbeiterin, stirbt an den Folgen der Vergiftung. Schuld daran ist ein mangelhaft verarbeiteter Schutzanzug. Da Roswita das Patenkind von Sektionschef Ernst Rauter (Hubert Kramar), dem Vorgesetzten von Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser), war, werden die beiden Ermittler in den Fall involviert. Die Recherchen führen sie in das familiäre Umfeld des Wendler-Konzerns. Als dessen Geschäftsführer Dr. Viktor Perschawa (Michael Masula) erschossen aufgefunden wird, wird aus dem Freundschaftsdienst ein echter Fall für die Kommissare.
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Lohnt sich das Einschalten?
Ja. Die Geschichte wird zwar klassisch nach Whodunit-Manier erzählt, bleibt aber spannend bis zum unerwarteten Schluss. Ein Großteil der Faszination geht von den Schauspielern aus. So glänzen neben den gewohnt charmanten österreichischen Ermittlern vor allem drei Episoden-Darsteller:
Maria Köstlinger (42, "Die Vorstadtweiber") spielt die durchtriebene Geschäftsfrau Sabrina Wendler, der dann doch so manches entgleitet.
Anian Zollner (46, "Luther") gibt ihren unheimlichen Ehemann Peter Wendler, der nach einer Attacke auf seine Frau in einer "Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher", wie es in der Alpenrepublik heißt, einsitzt.
Der Dritte im Bunde einer unheilvollen Ménage-à-trois ist der eher gutgläubige aktuelle Geschäftsführer der Firma und langjährige Liebhaber der Ehefrau, gespielt von Michael Masula (47, "Jud Süss - Film ohne Gewissen").
Der Fall erinnert an ein Justizdrama aus Bayern
Nicht nur optisch, wegen des markanten Oberlippenbartes, auch die Art und Weise, wie der seltsame Sohn des Firmengründers in diesem Sonntagskrimi in der Anstalt gelandet ist, erinnert an ein großes Justizdrama der jüngeren Geschichte: Der Nürnberger Gustl Mollath saß von 2006 bis 2013 zu Unrecht in der Psychiatrie. Er soll seine frühere Frau geschlagen und gewürgt haben. Mollath bestritt die Vorwürfe stets. Im Wiederaufnahmeverfahren sprach ihn das Gericht frei und gestand ihm eine Entschädigung für die Jahre in der Psychiatrie zu...
Laut Titel soll der Krimi zwar ein Film über "Gier" sein, in diesem Fall auf Kosten der indischen Fabrikarbeiter und der Sicherheit in Betrieben, die mit gefährlichen Substanzen arbeiten. Wesentlich eindringlicher sind aber jene Szenen, in denen es um Treue, Loyalität, Pflichtbewusstsein und deren negative Ausprägungen geht.
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- Gustl Mollath