So wird der "Tatort" am Ostermontag

Hamburg - Ein bisschen sind sie beim NDR selber schuld, dass dieser "Oster"-Tatort zu platten Redewendungen verleitet. Von "Ach du dickes Ei", über "Ein Ei ins Nest gelegt" bis zum "Hasenfuß" ließe sich alles in diesem Text verbraten. Aber wer es fertigbringt, eine schießwütige Terror-Gruppe in Hasenkostümen "Bad Easter Bunnies" zu taufen, der darf sich im Anschluss nicht beschweren, wenn ein derart bescheuerter Namen auf die Zuschauer abfärbt. Und wo wir schon beim Thema faule Eier sind: "Frohe Ostern, Falke" (6.4., 20.15 Uhr, das Erste) als Titel für diesen Film ist irreführend, wird Wotan Wilke Möhring (47) in seiner Rolle als Kommissar Thorsten Falke doch zum Zuschauer degradiert.
Statt seiner steht Kollegin Katharina Lorenz im Mittelpunkt. Etwas überraschend hatte die Darstellerin Petra Schmidt-Schaller (34) zuletzt angekündigt, nach nur sechs Filmen die Krimi-Reihe wieder zu verlassen. Nun bekommt sie schon vor ihrem letzten Fall im Herbst ihren großen Auftritt. Als Begleitung eines schmierigen Unternehmers ist sie auf einer Charity-Veranstaltung in Hamburg zu Gast, wo zwischen Rebhuhn und Lamm Spenden für Flüchtlinge gesammelt werden.
Auftritt "Bad Easter Bunnies": Bisher waren die bösen Osterhasen eine politische Aktivistengruppe, die zwar jährlich für etwas Trouble in der High Society sorgte, dabei aber nie über Farbbeutel-Attacken hinausging. Doch seit Frank (Thomas Sarbacher) das Kommando übernommen hat, sind auch Schusswaffen nicht mehr tabu. Die sollen zwar angeblich nur dazu dienen, die ungeliebten Bonzen für ein paar Stunden in Todesangst zu versetzen, doch als die Gruppe in ihren Hasenkostümen die Charity-Gala entert, erschießt Frank kurzerhand einen Gast. Als "versehentlich" auch noch eine Stripperin durchsiebt wird, werden die restlichen Gäste als Geiseln genommen.
Hasen außer Rand und Band
Lorenz gelingt es, per Handy Kontakt zu Falke aufzunehmen, der kurze Zeit später mit einem mobilen Einsatzkommando das Gebäude umstellt. Was zu diesem Zeitpunkt aber noch keiner von beiden weiß: Frank, der Anführer der Geiselnehmer, hat offenbar einen Verbündeten unter den Beamten und ist so über jeden Schritt informiert. Unterdessen schwindet allerdings sein Rückhalt bei den Hasen-Kollegen, die den skrupellosen und brutalen Weg ihres Anführers nicht mehr mitgehen wollen.
Und so entspannt sich ein spannendes Szenario: Ein machtloser Kommissar vor verschlossenen Türen, eine Kommissarin, die in Abendkleid und Stöckelschuhen den Kampf gegen einen langohrigen Killer aufnimmt und über allem eine große politische Verschwörung, die sich erst zum Ende hin offenbart.
Optisch und inszenatorisch ist dieser Film von Regisseur und Autor Thomas Stiller ein echtes Highlight. Der 53-jährige "Tatort"-Veteran spickt seinen Krimi mit Hollywood- und Western-Verweisen. Seien es die "Bad Easter Bunnies", die wie eine Osterhasen-Version von Quentin Tarantinos "Reservoir Dogs" (1992) wirken, oder das Geisel-Szenario in einem Hochhaus, bei dem man sofort an den ersten "Stirb langsam"-Teil (1988) denken muss. Zudem rauben die Hasen-Masken - "Donnie Darko" (2001) lässt grüßen - den Geiselnehmern jede Menschlichkeit und lassen sie tatsächlich bedrohlich wirken.
Neben der Optik gefällt auch die Kompromisslosigkeit, mit der Chef-Osterhase Frank zu Werke geht und die außerdem zum brutalen Gesamteindruck passt. Während seine Motive eindeutig sind, ist das Verhalten der übrigen vier Geiselnehmer weniger nachvollziehbar. Die lassen sich - obwohl sie offenbar kein Interesse an Gewalt haben - sehr leicht zu einer schwerbewaffneten Geiselnahme überreden. Und selbst nachdem diese eskaliert und keiner von ihnen weitermachen möchte, unternehmen sie keinen ernsthaften Fluchtversuch. Warum eigentlich?
Fazit: Mehr Thriller als klassischer "Tatort", der trotz einiger Schwächen im Drehbuch dank starker Inszenierung und einem klassischen Spannungsszenario zu unterhalten vermag.