So wird der "Polizeiruf 110" am Sonntag

Im neuesten Polizeiruf 110 gibt es keine Leiche. Es stirbt auch niemand und rumgeballert wird auch nicht. Das wäre alles nicht weiter tragisch, wenn wenigstens sonst irgendetwas passieren würde.
Berlin - Aufmüpfige Zehntklässler, eine heillose überforderte Referendarin, eine gnadenlose Direktorin - und ein Sprengstoff-Anschlag an einer Schule: "Da ist etwas explodiert, was schon lange gärt", kommentiert ein beurlaubter Lehrer das Geschehen im neuen "Polizeiruf 110: Hexenjagd". Bis auf eine Bombe knallt in diesem siebten Fall für das Brandenburger Ermittler-Team Olga Lenski (Maria Simon) und Horst Krause (Horst Krause) allerdings leider gar nichts. Auf eine Leiche verzichten Regisseurin Angelina Maccarone und Autorin Kristin Derfler gleich ganz und auch sonst passiert eigentlich ziemlich wenig.
Worum geht's? Im Büro von Direktorin Bärbel Strasser (Corinna Kirchhoff) detoniert nach Unterrichtsschluss eine Rohrbombe. Die Direktorin bleibt unverletzt, denn sie befand sich zur Zeit der Explosion nicht im Raum. Doch die junge Referendarin Josephine Mayfeld (Kim Schnitzer) wartete dort auf ein Gespräch. Schwer verletzt wird die junge Frau ins Krankenhaus eingeliefert. Bei ihren Ermittlungen erfahren Lenski und Krause, dass die Abschlussprüfungen der zehnten Klassen kurz bevorstehen. Schnell fällt der Verdacht auf Tobias Lubkoll (Ludwig Simon) und Ben Wieland (Anselm Bresgott) aus der 10B. Beide müssen um ihren Abschluss bangen. Außerdem brodelt es im Kollegium, denn die pädagogischen Ansichten der Direktorin sind äußerst umstritten. Der Fall nimmt eine neue Wendung, als sich herausstellt, dass die Rohrbombe durch einen Zeitzünder eigentlich erst nachmittags um 17.00 Uhr explodieren sollte.
Klischees, soweit das Auge reicht: Pöbelnde Schüler, die jeden Satz mit Hilfe des Wörtchens "Fucking" beginnen. Handyvideos, weinende Referendare, ausgebrannte Lehrer und die typischen "Tenniseltern", die ihre Kinder um jeden Preis durch den Schulalltag treiben, immer in Sorge um die Zukunft der lieben Kleinen. Auch ansonsten bietet die Szenerie kaum Überraschungen: Der Reihe nach werden Verdächtige abgeklappert, kurz vor dem Ende scheinen dann die vermeintlichen Täter geschnappt, nur um zu guter Letzt eine Wendung aus dem Hut zu zaubern, die zwar grundsätzlich Charme hätte, aber viel zu gewollt konstruiert ist. Der Ansatz, das kränkelnde Bildungssystem in Deutschland ins Visier zu nehmen, ist aber sicher ehrenwert.
Lenski und Krause, die hier in ihrem vorletzten gemeinsamen Fall zu sehen sind, harmonieren grundsätzlich wieder gut miteinander. Auf der einen Seite die unnahbare und taffe Kriminalhauptkommissarin, auf der anderen Seite der tappsige Polizeihauptmeister, dem man es nicht mal übel nimmt, wenn er sich unter einem typischen TV-Ermittler-Vorwand bei Verdächtigen ("Ich muss mal ganz dringend") Beweismittel ergaunert. Zumal er diesmal mit der Schulsekretärin, gespielt von Hildegard Schroedter, eine herzlich-deftige Weggefährtin an die Seite bekommt.