So wird der Dortmund-"Tatort: Kollaps" am Sonntag

Dortmund - Der Macher hat wieder zugeschlagen: Jürgen Werner, jener Drehbuchautor, der das Dortmunder "Tatort"-Team entwickeln durfte und dafür 2015 für den Grimme-Preis nominiert worden ist, hat seine Ermittler Peter Faber (Jörg Hartmann), Martina Bönisch (Anna Schudt), Nora Dalay (Aylin Tezel) und Daniel Kossik (Stefan Konarske) in den sechsten Fall geschickt - nur einer der insgesamt sieben Fälle stammte bislang nicht aus seiner Feder. Im "Tatort: Kollaps" (18.10., 20.15 Uhr, das Erste) muss der Tod eines kleinen Mädchens aufgeklärt werden, das versehentlich eine Überdosis Drogen verschluckt hat.
Das ist die Story
Noteinsatz auf einem Dortmunder Kinderspielplatz: Doch für die sechsjährige Emma kommt jede Hilfe zu spät. Sie hatte die bunten Kügelchen im Sand für Bonbons gehalten. Doch es war Kokain. Erste Untersuchungen ergeben schnell, dass Dealer den Spielplatz im Park häufig als Versteck für ihre Drogen nutzen. Für Emmas Vater Roland Siebert (Sönke Möhring) steht fest: Die drogendealenden Asylbewerber sind schuld am Tod seiner Tochter. Tatsächlich wurden bei einer Razzia im Park kürzlich zwei junge senegalesische Dealer gefilmt. Jamal Gomis (Warsama Guled) und seine Schwester Niara (Victoire Laly) befinden sich seitdem auf der Flucht. Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) hat den ihm altbekannten Drogenboss Tarim Abakay (Adrian Can) im Visier. Doch der bezichtigt die Konkurrenz...
Lohnt sich das Einschalten?
Ja. Denn wie schon am vergangenen Sonntag müssen sich nach den Bundespolizisten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) nun auch die Dortmunder Ermittler mit dem gesellschaftlichen Top-Thema Flüchtlinge beschäftigen. Diesmal allerdings aus einer anderen Perspektive:
Wurden in "Verbrannt" (11.10.) Polizisten zu Tätern gegenüber Unschuldigen, haben sich in "Kollaps" die Flüchtlinge tatsächlich etwas zu Schulden kommen lassen: drogendealende afrikanische Asylbewerber - was nach einer Steilvorlage für rechte Stammtischparolen klingt, ist es aber natürlich nicht. Vielmehr zeigen die Filmemacher konkrete Probleme auf, unter anderem, dass es auch die bürokratischen Hürden sind, die Flüchtlinge dazu bringen, mit illegalen Tätigkeiten ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Der Dortmunder Themenschwerpunkt
Dass es in vier der bisher sieben Dortmund-"Tatorte", "Mein Revier" (November 2012), "Eine andere Welt" (November 2013), "Hydra" (Januar 2015) und auch am kommenden Sonntag um Migrations-Themen geht, ist kein Zufall. "In Dortmund sind diese Themen tatsächlich sehr präsent", bestätigt Schauspielerin Anna Schudt (41) der Nachrichtenagentur spot on news.
Natürlich gebe es das alles auch in anderen Städten. "Bei uns geht es aber um Dortmund und in dieser Stadt ist die Neonaziproblematik ganz dominant, ebenso die Flüchtlingsproblematik und konkret auch die Drogenproblematik im Westfalenpark." Das sei alles sehr aktuell und sehr gut recherchiert, wie sie weiter sagt.
Die horizontale Erzählweise
Obwohl das Team erst so kurz im Sonntagskrimi-Kosmos ermittelt, hat es schon eine beachtliche Fan-Base aufgebaut. Das liegt zum einen sicher an den Charakteren, die sich in diesem Fall noch weiter voneinander entfernen. Aber auch die horizontale Erzählweise, also dass Handlungsstränge in der nächsten Folge wieder aufgegriffen werden, übt eine Faszination auf die Zuschauer aus. Auch den Schauspielern gefällt es: "Mal sehen, wie weit unsere Figuren mit der horizontalen Erzählweise kommen...", freut sich Schudt.
Privatkram der Ermittler
Und weil es nie rührselig wird, sondern stets konfrontativ bis über die Schmerzgrenze hinaus zugeht, stört der verhältnismäßig große Anteil an privaten Problemen - diesmal Eifersucht, Sexsucht, Stalking etc. -, mit denen die vier Ermittler neben ihrem Beruf zu kämpfen haben, nicht. Im Gegenteil.
Zwei interessante Details zu den Nebenrollen
Eine personelle Parallele gibt es zum "Tatort: Verbrannt" am vergangenen Sonntag: Schauspieler Werner Wölbern (53) schwingt in beiden Krimis die rechten Parolen, erst als Chef des Polizeireviers und diesmal als Bahn-Fan Dieter Lahnstein. Und noch eine Personalie ist interessant: Roland Siebert, der Vater der kleinen Emma, wird von Sönke Möhring (43) gespielt, dem jüngeren Bruder von Wotan Wilke Möring (48), der im NDR-Pendant den Bundespolizisten Thorsten Falke (NDR) gibt.