So geht es bei "Weissensee" weiter
Berlin - Als Sprecher ist Schauspieler Florian Lukas (42) bald als John Watson zu hören: In "Sherlock & Watson - Neues aus der Baker Street" (ab 23. Oktober, Der Audio Verlag). Vorher kehrt er aber als Martin Kupfer auf die TV-Bildschirme zurück: Die dritte Staffel "Weissensee" startet am 29. September (20:15 Uhr, Das Erste). Was Kupfer dabei erlebt und warum die Serie so erfolgreich ist, erklärt Florian Lukas im Interview mit spot on news.
Die ersten zwei Staffeln von "Weissensee" finden Sie hier
Die dritte Staffel "Weissensee" läuft an. Wie geht es mit der Familie Kupfer weiter?
Florian Lukas: Die dritte Staffel beginnt am Morgen des 9. November 1989, als noch völlig unklar ist, was der Tag bringen wird. Meine Figur Martin Kupfer reagiert eher vorsichtig und zögerlich auf den Mauerfall. Er begegnet einer Frau, die aus dem Westen kommt und ihn unterstützt. Als Journalistin kann sie ihm helfen, Kontakt zu seiner verloren gegangenen Tochter herzustellen. Parallel zum Verfall des Staates erzählen wir auch eine ganze Reihe von Verwerfungen innerhalb der Familie. Die zurückgekehrte Tochter und die neue Freundin von Martin Kupfer werfen Fragen auf, die zum Nachdenken anregen. Auf das, was ich schon gesehen habe von der neuen Staffel, bin ich sehr stolz. Und das kommt nicht so häufig vor.
Die ersten beiden Staffeln liefen auch schon sehr gut. Was ist das Erfolgsgeheimnis der Serie?
Lukas: Es ist der Wille der Produzenten, die Serie immer weiter voranzutreiben und die Genialität von Annette Hess und des Regisseurs Friedemann Fromm. Es sind wahnsinnig tolle Leute: die Macher, das Ensemble, die Crew. Dadurch, dass dieses Team von Anfang an dabei ist, erreicht man Vertrautheit und Kontinuität. Das macht die Qualität dieser Serie aus.
Wie sieht es nach der dritten Staffel aus?
Lukas: Ich weiß immer nie etwas. Wenn ich die Bücher bekomme, fremdel ich auch manchmal mit einzelnen Aspekten, weil die Rolle so vertraut ist und gefühlsmäßig zu mir gehört. Aber es gibt tolle Menschen, die sich das ausdenken. Ich bin selbst gespannt, ob und wie es weitergeht. Ich hoffe, dass die ARD das Okay dafür gibt.
Der Tag der Deutschen Einheit wird in diesem Jahr zum 25. Mal gefeiert. Was ziehen Sie für ein Zwischenfazit zum Zusammenwachsen zwischen Ost und West?
Lukas: Ich bin durch meinen Beruf viel unterwegs und habe schon viele offene Leute getroffen. Auf Ressentiments bin ich nie gestoßen. Ich persönlich halte die Deutsche Einheit für gelungen, weiß aber auch, dass es auf beiden Seiten eine Menge Verwerfungen und Frust gibt. Insofern muss weiter daran gearbeitet werden. Das ist in 25 Jahren nicht zu schaffen.
Ein ganz anderes Projekt hat Sie in die Welt von Sherlock Holmes verschlagen. Sie haben die Hörspiel-Reihe "Sherlock & Watson - Neues aus der Baker Street" zusammen mit Johann von Bülow aufgenommen. Eine moderne Version der Detektivgeschichten. Was kann man sich darunter vorstellen?
Lukas: Das Hörspiel ist inspiriert von der BBC-Serie "Sherlock", die ich persönlich aber nicht kenne. Es gibt auch bei uns die klassischen Hauptfiguren, nur dass diese in der modernen Zeit leben, mit modernen Kommunikationsmitteln und Möglichkeiten der Informationsbeschaffung.
Dann haben Sie sich Martin Freemans "Watson" also nicht zum Vorbild genommen?
Lukas: Nein. Ich finde es auch nicht hilfreich, Dinge zu kopieren. Die BBC-Serie ist zwar das Vorbild, ich selbst habe mich aber nicht damit beschäftigt. Die Bücher, die dem Hörspiel zugrunde liegen, haben mir allerdings gut gefallen.
Die Geschichten um Sherlock Holmes und John Watson sind sehr oft verfilmt worden. Haben Sie einen Lieblings-Sherlock?
Lukas: Nein. Ich habe die Geschichten aber als Kind gelesen und mich auch sehr Freude, als ich das erste Mal in London war und die Baker Street gesehen habe. Es ist einfach eine große Figur, die ich früher gerne gemocht habe. An einzelne Fälle kann ich mich aber nicht erinnern. Das ist einfach zu lange her.
Viel Raum nimmt in den Geschichten die Beziehung zwischen Sherlock und Watson ein. Wie ist das in Ihrem Hörspiel?
Lukas: Was Watson betrifft, ist sie von großer Bewunderung, aber auch Verwunderung geprägt. Sherlock ist nicht unbedingt normal sozial kompetent. Er ist sehr eigen, verschlossen und abgehoben. Das irritiert Watson, der wesentlich bodenständiger rüberkommt. Er hat Armee-Erfahrung, war in Afghanistan im Einsatz und leidet unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. In dem Hörspiel wird die Geschichte unter anderem über Blog-Einträge von Watson erzählt. Die Beziehung entsteht eigentlich durch die Collage aus verschiedenen Erzählformen.
Wäre Watson auch eine Rolle, die Sie mal auf der Leinwand reizen würde?
Lukas: Ehrlich gesagt nicht. Es gibt zahlreiche englische Vorlagen. Das ist einfach eine durch und durch englische Figur und ich tue mir schwer damit, Leute im Ausland dabei zu beobachten, wie sie Deutsch sprechen.