Simon Schwarz über den Kneipenkrimi „Prost Mortem"

Werner (Werner Prinz) ist tot. Der Wirt des „Bierkavalliers“ sitzt stranguliert mit dem Schlauch seines eigenen Beatmungsgeräts auf der Toilette der Kneipe. Seine Frau Gitti (Doris Kunstmann) kann den mysteriösen Tod um ihren Mann nicht glauben und beschließt ihn auf eigene Faust aufzuklären. Sie weiß, es muss Mord gewesen sein. Sie lockt die in der Todesnacht Anwesenden auf eine letzte Runde in ihre Kneipe, denn sie ist überzeugt, es war einer von ihnen: Werners Schwester Eva (Elke Winkens), ihr Assistent Steven (Timur Bartels), Kellnerin Zoe (Janina Fautz) oder Stammgast Bernie (Simon Schwarz).
AZ: Herr Schwarz, verraten Sie mir, wie Sie es schaffen an so vielen Orten gleichzeitig zu sein? Sie sind ja in wahnsinnig vielen Filmen zu sehen.
SIMON SCHWARZ Ich habe das Beamen erfunden.
Ich hatte auf Doppelgänger getippt.
Auch eine gute Idee, aber Beamen finde ich noch cooler. Zumindest könnte es sein, dass ich Amazon damit überhole. Nein, also es wirkt immer nur so viel. Manchmal ist es aber sehr geballt – ich bin ein fleißiger Arbeiter, das ist richtig, aber es sind oft gar nicht so viele Tage, wie man denkt. Es kommt drauf an, was es für eine Produktion ist. Ein Kinofilm wird vielleicht 30 Tage gedreht. Ich bin aber nicht jeden Tag vor Ort beschäftigt. Offensichtlich gelingt es mir dennoch, dass die Leute mich auch bei kleineren Rollen in Erinnerung behalten. Das freut mich.
Sie schlüpfen bei „Prost Mortem“ in die Rolle von Bernie. Wie würden Sie ihn beschreiben?
Relativ simpel. Er ist schwerer Alkoholiker. Ich würde fast sagen, er ist in den achtziger Jahren hängen geblieben. Auch frisurentechnisch. Er hatte seine Hochzeit in den Achtzigern, ist dem Alkoholkonsum dann aber völlig verfallen. Er ist sicherlich der beste Gast in dieser Kneipe, Boazn, oder in Wien Beisel. Er ist aber ein herzensguter Mensch.
Was hat Sie an der Rolle gereizt?
Zwei Dinge. Meine ersten 16 Jahre habe ich in Wien verbracht, deshalb war es für mich reizvoll einen Wiener zu spielen. Zweitens, finde ich die vier Drehbücher wahnsinnig charmant. Ich hatte das Gefühl, das könnte gut funktionieren.
Wieso wurde die Kurzserie nicht als Film konzipiert?
Ich finde, dass es von der Dramaturgie her spannender ist. Ich könnte mir auch vorstellen, dass das Streaming-Format, auch in der U-Bahn, in der S-Bahn oder im Bus einfach schön anzusehen ist. Ich finde, man merkt genau, wann der Spannungsbogen anfängt und aufhört. Da braucht es den kleinen Stopp. Für dieses Produkt ist es so genau perfekt.
Wieso sollte man die Serie unbedingt anschauen?
Wegen mir. Ich mag die Figur wahnsinnig.
Ich fand auch, dass Bernie sehr viel Witz in die tragische Runde bringt.
Ich könnte mir vorstellen, dass das so ist und wenn mich jemand fragt, wieso er sich das anschauen soll, dann würde ich sagen, schau es dir mir zu Liebe an.
Was ist für Sie der Unterschied zwischen österreichischem und bayerischem Humor?
Da gibt es vielleicht gar nicht so einen wahnsinnigen Unterschied. „Prost Mortem“ ist sehr deutsch gefärbt. Eigentlich gibt es nur zwei Österreicher, die mitspielen, das sind der Tote und ich. Buch und Regie auch, aber ich glaube, dass man die Geschichte genauso gut in Bayern hätte erzählen können.
Wie viel von Detektiv Birkenberger aus „Leberkäsjunkie“ steckt in Bernie?
Da steckt tatsächlich gar nichts drinnen. Naja, doch man könnte sagen, der Rudi Birkenberger ist auch ein sehr liebenswürdiger Mensch. Eine ganz treue Seele und das ist der Bernie wahrscheinlich auch. Sonst haben die zwei nichts gemeinsam. Schon allein die Haarpracht ist sehr unterschiedlich.
Der Bernie ist ja ein sehr friedvoller Mensch.
Ja, Herr Birkenberger übrigens gar nicht.
Wegen seines Alkoholkonsums ist Bernie nicht immer anwesend. Wie viel von dem Trubel um Werner bekommt er denn letztendlich mit?
Die Hälfte verschläft er ja sowieso. Ich glaube, dass sein Hirn so konserviert ist in den Achtziger Jahren, der funktioniert nur noch wie ein Tier. Das sind mehr Instinkte. Er weiß, wie er reagieren muss, wenn er den Alkohol vor sich hat. Gedanken macht er sich leider Gottes nicht mehr. Ich muss meine Figur da leider aufgeben, intellektuell, aber das ist auch nicht schlimm. Diese Menschen gibt es ja. Die Aufgabe des Schauspielers ist es dann, das auch konsequent zu spielen, finde ich.
Wie genau setzen Sie das um?
Ich habe mich auf gewisse Dinge konzentriert. Ich wollte ihn nicht einfach als einen Betrunkenen spielen. Ich wollte, dass er ein Spiegeltrinker ist, naiv gespielt, einfach. Man merkt Spiegeltrinkern im normalen Zustand den Spiegel eigentlich nicht an. Sie sind aber schwere Alkoholiker.
Wie bereiten Sie sich auf so eine Rolle vor?
Ich habe die Figuren schon lange vorher im Kopf. Im Dezember habe ich eine erste Fassung bekommen und seitdem begleitet mich die Rolle. Anfang des Jahres haben meine Frau und Ich nochmal richtig lange Urlaub gemacht. Sommerurlaub im Winter. Und ich trage die Rolle dann mit mir. Das verarbeite ich die ganze Zeit. Auch andere Rollen parallel.
Sie nehmen Ihre Rollen also überall mit hin?
Ja, damit ich weiß, welche Emotionen auf Bernie zukommen. Was erlebt er? Dann versuche ich, das zu koppeln. Das mach ich das ganze Jahr durch. Ich beobachte Leute, schaue mir Bilder und Dokumentation über Menschen an. Speziell in Österreich ist es toll, da gibt es von Spira „Alltagsgeschichten“. Das ist eine Fundgrube für jeden Schauspieler. Es ist wahrscheinlich schrecklich mit mir Essen zu gehen, weil ich dann den Menschen am Nachbartisch zuhöre. Das macht meine Frau wahnsinnig, weil ich teilweise nicht ansprechbar bin. Und aus diesem Riesenregal baue ich mir dann meine Figur zusammen.
Vier Episoden, zu sehen auf dem Bezahlsender 13th Street am 9. und 16. Oktober 2019 als TV- Premiere jeweils ab 21 Uhr in Doppelfolgen