Schnäpse früh um drei: So war der "Polizeiruf 110"
Der Einstieg war klassisch: Der brummige Bukow (Charly Hübner) saß mit Bierbauch und Söhnen beim Angeln. Die Ahnung, dass dieses Idyll bald durch Dienstliches gestört würde, trog nicht. Kurz darauf stand der Kommissar neben einer Frauenleiche im Wald, zu der ihn das traumatisierte Kind der Ermordeten geführt hatte. Bukow und seine toughe Kollegin König machten das Naheliegende: den ein bisschen zu stark schwitzenden Ehemann verhören, die Nachbarn befragen, das Umfeld Uni und Arbeit beleuchten. Dass die Kommilitonin der Toten – wunderschön und wunderbar gespielt von Alice Dwyer – etwas verbarg, sah man ihren blauen Augen an.
Von den falschen Fährten bis hin zur Auflösung dieses eher leisen Falls also klassische Kost vor der in verblassenden Farben eingefangenen Kulisse Rostocks mit DDR-Plattenbauten und einer bürgerlichen Einfamilienhäuserhölle am Stadtrand. Noch besser die zweite Ebene, das Privatleben der Ermittler. Katrin König (Anneke Kim Sarnau) schleppt ein Kindheitstrauma mit sich herum, weil ihre Mutter (wahrscheinlich) bei einer Republikflucht ums Leben kam. Bukow und König therapierten sich mit Schnäpsen in einer Karaoke-Bar. Das half König, Bukow und seiner Ehe weniger. Denn er fiel seiner gereizten Frau morgens um drei Uhr lallend in die Arme: „Meine Kollegin hat sich ein bisschen geöffnet und dabei hab ich ihr dann geholfen.“
Was Bukows Frau so zu sagen hat, würde man in einer neuen Folge gern erfahren, auch in Königs Trauma birgt noch Geheimnis. Das Ermittlerduo wird immer besser mit Steigerungspotential. Und einen durchschnittlichen „Tatort“ überflügelte diese „Polizeiruf“-Folge jedenfalls mühelos.
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