Interview

Schauspieler Fritz Karl im Interview: Was beim Fernsehen falsch läuft

Fritz Karl über seine Krimiserie "Meiberger", falsches Humorverständnis und nervige Dreharbeiten.
von  Florian Koch
Ulrike C. Tscharre als Staatsanwältin und Fritz Karl als Thomas Meiberger auf Salzburgs Dächern.
Ulrike C. Tscharre als Staatsanwältin und Fritz Karl als Thomas Meiberger auf Salzburgs Dächern. © RTL/Servus TV/Mona Film/Olaf Benold

München - Die Münchner High-Society-Serie "Herzogpark" war für Vox ein Quotenflop. Naheliegend, dass sich der Privatsender für den Sendeplatz am Mittwochabend nun wieder beim vermeintlich sicheren Krimi-Genre bedient.

Und da scheint es auch unerheblich, dass "Meiberger - Im Kopf des Täters" bereits vor vier Jahren im österreichischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Immerhin ist die Serien-Hauptfigur schillernd.

Ein Psychologe, der mit ungewöhnlichen Methoden, darunter verblüffenden Zaubertricks, die Ermittlungen des Kriminalkommissars Nepomuk Wallner (Cornelius Obonya) und der Staatsanwältin Barbara Simma (Ulrike C. Tscharre) unterstützt. Fritz Karl verleiht diesem Meiberger eine geheimnisvolle, an Columbo erinnernde Aura, die auch Raum für komische Situationen lässt.

Fritz Karl über seine Rolle: "Er ist kein klassischer Profiler"

AZ: Herr Karl, erst die kunstvolle Ablenkung vom Täter, am Ende die überraschende Auflösung. Liefert die Serie den Beweis dafür, dass Krimis nach dem Muster einer Zaubershow ablaufen?
FRITZ KARL: In diesem Fall haben Sie Recht. Aber wenn man so will, ist Fernsehen immer auch eine Zaubershow. Und eine, die gerade in Deutschland funktioniert, wie man es an der Masse an Krimis ablesen kann.

Vorbild für ihre Figur ist Alexander Gappmaier, ein Salzburger Gerichtspsychologe und Hobby-Magier. Wie kann man sich seine Arbeit vorstellen?
Er ist kein klassischer Profiler, sondern kümmert sich beruflich um den psychischen Aspekt bei Verbrechen. Die Figur, die ich spiele, überschreitet in dieser Arbeit sicherlich auch Grenzen, aber für Herrn Grappmaier war es wichtig, dass die geschilderten Fälle psychologisch fundiert sind. Das, was die Zuschauer in der Serie sehen, ist also auch in der Realität denkbar.

Fritz Karl: In diesen Szenen musste die Crew "große Geduld" mit ihm haben

Für was benötigt er denn seine Zaubertricks?
Die Ablenkungen von Verdächtigen mit kleinen Zauberkunststückchen sind dem Fiktionalen geschuldet. Es gibt ja auch nichts Langweiligeres als den Alltag von Polizisten zu schildern. Da werden vor allem Akten gewälzt, das würde keinen Krimi-Abend füllen.

Sind Sie selbst als Hobby-Zauberer begabt?
Überhaupt nicht. Ich hatte mit dem Einüben dieser Tricks auch große Schwierigkeiten. Gerade im Hinblick darauf, dass diese Fingerfertigkeiten in eine entsprechende Spielsituation mit eingebunden sind. Da musste man am Set große Geduld mit mir haben.

Fritz Karl: "Selbst bei der Einrichtung von Kaufhäusern sind Psychologen involviert"

Die Psychologie ist ein weites Feld. In der Serie geht es dann soweit, dass ihre Figur bereits an der Einrichtung erkennt, ob jemand Single ist.
Grundsätzlich wissen wir, dass die Psychologie weite Teile unseres Verhaltens und unseres Denkens lenkt. Selbst bei der Einrichtung von Kaufhäusern sind Psychologen involviert, die Einfluss auf die Stellung der Regale und Platzierung der Produkte haben, um Einfluss auf die Kaufentscheidung zu nehmen. In einer Exploration, sprich einer psychologischen Untersuchung, geht man unheimlich lange Fragebögen durch. Auf Grund einer solchen Auswertung, die wie eine Computersteckkarte funktioniert, kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Krankheitsbild feststellen. Und deswegen kann dieser Meiberger auch auf Grund seiner Erfahrung aus der Ausstattung eines Zimmers herauslesen, ob jemand alleine lebt oder in einer Beziehung ist.

Fritz Karl über seinen Branchen-Frust: "Alles wird erst auf den letzten Drücker fertig"

Die Serie wird auch für ihren "österreichischen Humor" beworben. Was verstehen Sie als jemand, der sowohl in Deutschland als auch in Österreich arbeitet, überhaupt darunter?
Ich halte dieses Label für ein ungerechtes Klischeebild aus dem 19. Jahrhundert und nichts anderes als österreichische Tourismuswerbung. Auch in Norddeutschland gibt es doch unheimlich gute Komiker und einen Humor, der vielleicht etwas trockener ist, aber dennoch wunderbar eigen und absolut wichtig ist. So wie in jedem anderen Bundesland auch.

Viele Künstler aus der Filmbranche beklagen sich darüber, dass gerade bei Serienproduktionen der Stresslevel steigt. Wie erleben Sie selber diese Situation?
Leider ist diese Frustration gerechtfertigt. Alles wird erst auf den letzten Drücker fertig. Ich verstehe in diesem Zusammenhang einfach nicht, warum es in der Vorbereitung so an Ruhe fehlt, alles in Stress ausarten muss. Wie kann es denn sein, dass die Bücher noch so spät abgenommen werden müssen? Und in welchem Zustand sie sich manchmal dann noch befinden! Das erinnert mich an meine Kinder, die am letzten Tag vor der Lateinprüfung noch hastig den Stoff lernen.

Fritz Karl: "Da gibt es nicht den einen Schuldigen"

Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Da gibt es nicht den einen Schuldigen, sondern einen großen Kreis, der dafür verantwortlich ist. Vom Sender bis zur Produktion.

Wie sieht Ihre Reaktion als unmittelbar Beteiligter aus?
Ach, ich kann da auch laut werden. Und das muss ich ja auch, weil solche Probleme die eigene Arbeit unmittelbar beeinflussen.

Ihre Frau Elena Uhlig postet auf Instagram weiterhin fleißig die amüsanten "Betthupferl"-Clips. Zuletzt sahen Sie da sehr zerzaust und müde aus. Muss man sich Sorgen um Sie machen?
Nett, dass Sie das so empfinden. Aber ich kann Sie beruhigen: Es geht mir sehr gut.


Vox, 13. Juli, 20.15 Uhr, dann immer mittwochs, je zwei Folgen

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