RTL zeigt Rachepornografie - unverpixelt

In einer RTL-Show sind Nacktbilder von Emma Holten gezeigt worden, gegen deren Veröffentlichung die Dänin seit fünf Jahren kämpft. Die Journalistin will Anzeige erstatten.
(mpr/spot) |
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Der Sender RTL steht in der Kritik: Am 15. Juni lief die Sendung "Die zehn pikantesten Geschichten der Welt" und einer der gezeigten Fälle handelte von Emma Holten (25). 2011 war der E-Mail-Account der Dänin gehackt worden und Nacktbilder von ihr landeten im Netz. Holten wurde zu einem der ersten Opfer der "Krake Internet", aus deren Gedächtnis nichts endgültig gelöscht werden kann. Das erzählte auch RTL-Moderatorin Sonja Zietlow (48) in der Sendung. Kurz danach flimmern genau jene Bilder zur Primetime über Millionen deutscher Bildschirme, gegen deren Veröffentlichung Holten seit damals mit allen Mitteln kämpft.

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"Es war extrem schmerzhaft für mich"

 

Auch Holten sitzt an jenem Abend vor dem Fernseher, nachdem Bekannte aus Deutschland sie auf die RTL-Show aufmerksam gemacht haben: "Ich habe den Beitrag gesehen, und es war extrem schmerzhaft für mich. Ich fühle mich missbraucht", sagte sie in einem Interview mit der Zeitung "Die Welt". "Auf vielen der Fotos, die RTL zeigt, bin ich definitiv nicht einmal 18 Jahre alt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das legal ist."

 

"Das ist eine Lüge und eine Diffamierung"

 

Holten will rechtliche Schritte gegen den Sender einleiten, der nach ihren Angaben im Vorfeld keine Nutzungsrechte für die Bilder von ihr bekommen hatte. "Ich bin schockiert, dass RTL nicht versucht hat, mich zu kontaktieren, und die Bilder nicht verpixelt hat", sagt Holten der "Welt". "Ich kann nicht fassen, dass sie Rachepornografie im Fernsehen gezeigt haben." Überdies sei die in der Sendung aufgestellte Behauptung falsch, Holtens Ex-Freund habe damals den Account gehackt: "Das ist eine Lüge und eine Diffamierung. Mein Ex-Freund hatte damit nichts zu tun."

 

Holtens Kampagne gegen Datenmissbrauch geht unter

 

Noch widersinniger wird der Fall, wenn man ihn im Detail betrachtet: Emma Holten, von Beruf Journalisten, ist nämlich eine der ersten, die versucht hat, das digitale Gedächtnis mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Weil sie nach dem Hack ihres Accounts und der Veröffentlichung der Nacktfotos unter massiven Angriffen aus dem Netz litt und gleichzeitig wusste, dass es eine komplette Löschung der Bilder nicht geben kann, startete sie vier Jahre später das Projekt "Consent", zu deutsch "Zustimmung": Dazu engagierte Holten eine Profi-Fotografin, ließ sich von ihr nackt ablichten und veröffentlichte die Bilder im Netz - dieses Mal aber selbstbestimmt und in eigener Regie. Von diesem Projekt war in der RTL-Show laut "Welt" nur 30 Sekunden lang die Rede.

 

RTL hat sich bereits entschuldigt

 

Eine Sprecherin des Senders RTL hat der "Welt" zum Fall Emma Holten gesagt: "Sie über das erneute Aufgreifen ihrer Geschichte in 'Die 10 pikantesten Geschichten der Welt" im Juni 2016 nicht vorab informiert zu haben war eindeutig ein Fehler von uns! Dafür haben wir uns bei ihr entschuldigt. Auch die Bebilderung des Beitrags mit einigen der sogenannten Rachebilder war ein klarer Fehler."

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