Kritik

"Risiken mit Nebenwirkungen": Wenig Tempo – der "Tatort" schleppt sich dahin

Im Schweizer "Tatort: Risiken mit Nebenwirkungen" hat man wenig Mitleid mit den Opfern. Die AZ-Kritik zum Krimi.
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Rosemarie Vielreicher
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Die jugendliche Zeugin Klara Canetti (Anouk Petri) kollabiert nach ihrer Aussage neben Kommissarin Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zürcher).
Die jugendliche Zeugin Klara Canetti (Anouk Petri) kollabiert nach ihrer Aussage neben Kommissarin Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zürcher). © Sava Hlavacek/ARD/SRF/dpa

Achtung, Spoiler! Diese TV-Kritik gibt mehr oder weniger konkrete Hinweise auf die Handlung und das Ende des Schweizer "Tatort: Risiken mit Nebenwirkungen". Wenn Sie nichts verraten bekommen wollen, warten Sie mit der Lektüre des Textes, bis Sie den Film gesehen haben (Das Erste, 11.09.2022 20.15 - 21.45 Uhr und in der ARD-Mediathek).


Der Auftakt dieses Schweizer Tatorts verspricht viel: Eine fiese Anwältin macht ein schwerkrankes Mädchen im Rollstuhl fertig. Die Frau kann man nicht mögen. Weder als Zuschauer noch als Film-Personal. Ergo: viele potenzielle Nicht-Freunde und damit mögliche Täter!

Aber: Wider Erwarten schleppt sich der Film aus Zürich dahin. Obwohl die Story gut wäre. Mehr Tempo, mehr Spannung wären wünschenswert. Ebenfalls: mehr Ecken und Kanten für die Ermittlerin Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) – und das nicht in Form von Rap-Einlagen, die wohl hip gemeint sein sollen.

Nebenwirkungen als großes "Tatort"-Thema

Zur Geschichte: Die böse Top-Anwältin wird tot aus dem Zürichsee gezogen. Schnell ist klar, die junge Diabetikerin wurde mit einer Überdosis Insulin getötet. Ihr letzter Job: das junge Mädchen Klara mundtot zu machen, die an einem Medikamententest teilgenommen hat und danach schwere Nebenwirkungen beklagt. Das soll nicht an die Öffentlichkeit kommen, die Zulassung des Medikaments steht kurz bevor.

Kaum zu glauben: Die Juristin scheint irgendwo in ihrem Herzen ein Moralgefühl versteckt zu haben, denn wie sich herausstellt, wollte sie die Nebenwirkungen heimlich doch öffentlich machen. Das stört ihre Kanzlei, die die Zulassung begleitet, ihren Geliebten (der gleichzeitig ihr Nachfolger wird) und freilich auch die Entwicklerin der Arznei.

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Die zweite Tote kommt angenehm überraschend daher

Viele Ansätze, aber sie werden langatmig ermittelt, dann kommt der nächste Verdächtige dran. "Der/Die weiß bestimmt mehr, als sie er/sie uns sagt" – dieser Satz fällt wiederholt. Eine Erkenntnis, die man sich sparen kann, plaudert doch so gut wie kein Verdächtiger drauf los.

Die erste und zweite Wende mit dem ominösen Gutachten, das die Anwältin offenbar zur Umkehr bewegt hatte, kommt dagegen angenehm überraschend. Die zweite Tote auch. Aber man muss Gott sei Dank kein Mitleid haben, sie ist auch bitterböse.

Carol Schuler überzeugt als coole Ermittlerin

Es scheint nicht alles mit rechten Dingen zu und hergegangen zu sein: Kommissarin Tessa Ott (Carol Schuler).
Es scheint nicht alles mit rechten Dingen zu und hergegangen zu sein: Kommissarin Tessa Ott (Carol Schuler). © SRF/Sava Hlavacek

Was gefällt: In den tragenden Rollen sind nahezu nur Frauen – und die machen ihre (kaltblütige) Sache gut! Der Liebling in der Schweiz bleibt: die radlfahrende Ermittlerin Tessa (Carol Schuler). Coolness, rotzige Sprüche, Wiedererkennungswert. Gern mehr davon. Und gern auch für ihre Kollegin, die gut spielt, gut inszeniert wird, etwa beim kraftvollen Rudern auf dem Zürichsee (tolle Aufnahmen, auch von der Stadt im Nebel!). Aber das gewisse Etwas fehlt bei ihrem Charakter noch. Die dunkle Geschichte um ihr Kind könnte sich hier eignen, wenn sie denn weitererzählt wird.

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