Rainer Langhans: "Ich bereue überhaupt nichts!"

68er-Ikone Rainer Langhans hat mit seiner Teilnahme am Dschungelcamp überrascht. Das ist vier Jahre her. Doch was ist von Kakerlaken, Ruhm und Reichtum geblieben? In der AZ verrät er es
München - Er ließ sich mit 30 000 Kakerlaken überschütten und hatte danach Tausende neuer Facebook-Freunde. Und sonst?
Vor vier Jahren zog 68er-Ikone Rainer Langhans (74) in die Dschungel-Kommune und sorgte für Wirbel. Im AZ-Gespräch verrät er, was von Ruhm (Groupies und unmoralische Angebote) und Reichtum (50 000 Euro) geblieben ist.
AZ: Hallo, Herr Langhans, jetzt startet ja wieder das Dschungelcamp. . .
RAINER LANGHANS: . . . ah, ja. Gut, dass Sie mich erinnern.
Schalten Sie denn ein?
Erst denke ich immer: Um Himmels Willen, was sind das für uninteressante Halb-Prominente! Doch dann entwickelt sich eine abgründige, spannende Dschungel-Dynamik und ich bleibe fasziniert hängen.
Kennen Sie irgendjemanden von den Halb-Promis, die diesmal dabei sind?
Nee, nee.
Nie gehört, nie gesehen. Roberto Blanco sagt mir was, aber ich ahnte nicht, dass er eine Tochter hat. Ach, Moment, die Maren Gilzer, da klingelt was. Die war beim Glücksrad, okay, naja. Sonst sind da eigenartige Menschen dabei. Menschen, die glauben, dass man in Castingsendungen Berufe erlernt. Aber ihre Teilnahme bei Formaten, die, . . . äh, wie nochmal heißen?
„Bachelor“ oder „DSDS“.
Jaja, genau. Diese Teilnahme wird heutzutage zweit- oder sogar fünffach-verwertet. Auch ziemlich verrückt.
Denken Sie oft zurück?
Kann man nicht sagen. Wenn ich Australien höre, vielleicht.
Haben Sie noch Kontakt zu anderen Kandidaten?
Zu Peer Kusmagk, der damals Dschungel-König wurde, habe ich losen Kontakt. Sonst: nein. Aber ich Freude mich, wenn ich mal einen Kandidaten, egal, aus welcher Staffel, treffe. Wir sind eine Kommune, eine Erfahrungs-Familie, die etwas ganz Besonderes durchgemacht und erlebt hat. Das schweißt zusammen, das gefällt mir sehr.
Haben Sie Ihre Teilnahme je bereut?
Im Gegenteil! Ich bereue überhaupt nichts! Ich würde in der Hinsicht gerne mehr machen. Ich war und bin froh, die Möglichkeit bekommen zu haben, bei dem Experiment mitzumachen. Damit hätte ich nie gerechnet, weil ich kein typischer Halb-Prominenter bin. Ich passe nur schwer in eine Schublade, bin nicht zickig. Selbst der Essensentzug machte mir mit meiner Fasten-Erfahrung nichts aus. Ich brüllte nicht nach Fleisch und Cola light, war nicht gereizt. Ich hatte im Camp richtig Spaß, auch wenn man das nicht sehen konnte, weil viel geschnitten wurde.
Sie kamen, Verzeihung, eher langweilig rüber.
Richtig. Ich lag nur auf meinem Feldbett. Die dachten zwischendurch oft, ich sei tot. Das war mein Stempel. Aber ich bin nicht so ausgerastet wie andere, die nach dem Dschungel DVDs von sich sahen, hysterisch wurden oder einen Schock bekamen. Ein Kandidat musste sogar ins Krankenhaus. Man wird zur Karikatur seiner selbst – und damit muss man leben können.
Sie können das?
Ach, ich lebe seit über 45 Jahren damit, wie mich Leute sehen – als Sex-Freak. Wenn ich als langweilig gelte, weil ich nicht böse war, ist das okay. An sich waren die Nachwirkungen bei mir aber sehr positiv. Frauen wollten ein Kind von mir und so. Teenies klopften mir auf der Straße auf die Schulter, sagten: „Du bist echt cool.“
Viele Kandidaten zieht’s später an den Ballermann oder in Dorf-Discos. Sie nicht?
Ich war einmal in einer Disco, da kamen richtige Manager auf mich zu, wollten Verträge machen. Ich hab unzählige Selfies machen müssen, dazwischen wurde viel gekreischt, fertig. Es war absurd und lustig.
Kurz nach dem Dschungel klagten Sie über das viele Geld, das Sie überfordert. Sind Sie die 50 000 los geworden?
Ich hatte plötzlich so viel Geld. Viele Leute kamen auf mich zu, wollten damit in den Urlaub fahren, studieren oder Tiere retten. Ich habe dann alles im Netz verbrannt. Ein Batzen ging an Wikileaks, den größeren Teil gab ich den Piraten. Die haben sich Freude, aber es wurde nichts draus. Jetzt bin ich wieder arm wie davor. Der Hype um mich ist abgeflaut.
Macht Sie das traurig?
Die Menschen wissen mit mir nichts anzufangen. Ich habe mein Leben lang nichts getan. Ich falle in keine Berufsform, wandere so herum. Vielleicht ändere ich das. Aber ich mag es, wenn es schwierig wird.