Pfälzer Mädel mit Spürsinn

Ist der deutsche TV-Film jetzt endgültig auf den Hund gekommen, beziehungsweise: auf die Katzenberger? Die Reality-Queen spielt die Hauptrolle im ARD-Donnerstags-Krimi „Frauchen und die Deiwelsmilch“
Michael Stadler |
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Flauschige Bildschirm-Welt: Den Sinn fürs Dekorative hat Miri Marxer wahrscheinlich von ihrer Darstellerin, Daniela Katzenberger, geerbt.
ARD Degeto/SWR/Andrea Enderlein Flauschige Bildschirm-Welt: Den Sinn fürs Dekorative hat Miri Marxer wahrscheinlich von ihrer Darstellerin, Daniela Katzenberger, geerbt.

Ist der deutsche TV-Film jetzt endgültig auf den Hund gekommen, beziehungsweise: auf die Katzenberger? Die Reality-Queen spielt die Hauptrolle in „Frauchen und die Deiwelsmilch“.

Bezeichnend schräg ist er, der Titel des Schauspiel-Debüts von Daniela Katzenberger: In „Frauchen und die Deiwelsmilch“ verkörpert sie die Sparkassenangestellte Miri Marxer, die in der pfälzischen Kleinstadt Hattenstein dafür bekannt ist, dass sie gerne einsame Herzen verkuppelt. Dass sie auch noch Spürsinn besitzt, zeigt sich, als Winzer Petri tot im Wald aufgefunden wird. Er hatte angeblich einen Herzanfall, doch Miri fahndet nach den wahren Ursachen, begleitet von einem zugelaufenen Dackel, den sie „Frauchen“ tauft.
Die in Bad Durkheim und Umgebung gedrehte SWR-Degeto-Produktion ist eine Krimikomödie mit schönen Landschaften, dunklen Machenschaften und einer ganz natürlich spielenden Blondinen, die auch im Interview kein Weinblatt vor den Mund nimmt.

AZ: Frau Katzenberger, können Sie sich vorstellen, in der Sparkasse zu arbeiten?

DANIELA KATZENBERGER: Nein. Ich hatte ja schon einen Beruf, bei dem ich feste Arbeitszeiten hatte. Das ist auch okay, aber wenn man so lange in der Selbstständigkeit war wie ich, dann ist es schwer, sich in die alte Situation zurückzuversetzen. Von 8 bis 16 Uhr arbeiten, dazwischen eine Mittagspause – das ist schon was ganz Anderes.

Es war zu lesen, dass die Rolle Ihnen auf den Leib geschrieben wurde.

Ja, die Rolle war an mich angelehnt. Ich hatte das fertige Drehbuch beim Vorgespräch dabei, und es war natürlich schmeichelhaft, dass die Rolle der Miri mir so ähnlich war.

Wie haben Sie sich dann auf die Rolle vorbereitet?

Ich habe vier Wochen davor einen Schauspiel-Crashkurs bekommen, ein Coach war bei mir. Dann habe ich das Drehbuch bekommen und den Text gelernt.

Sie sind es sowieso gewohnt, vor der Kamera zu stehen. Sind die Unterschiede zwischen Reality-Format und Spielfilm dennoch groß?

Ja. Beim Film hat man Texte und gewisse Richtlinien, an die man sich halten muss. Man muss Emotionen vorspielen, was für mich schwierig war, weil ich das eigentlich noch nie musste. Ich werde sonst in dem Zustand gefilmt, in dem ich gerade bin. Im Film gab es Heul- und Kuss-Szenen – das waren Dinge, die neu für mich waren und auch Mut erfordert haben.

Wie haben Sie das mit dem Heulen hinbekommen?

Ich bin kurz davor joggen gegangen. Wenn man weint, dann ist man außer Atem und total aufgelöst. Durch das Joggen hat das gut funktioniert.

Am Filmanfang wird gleich mal Ihr Körper von der Kamera eingefangen, Beine, Po, Brust, natürlich angezogen. Haben Sie Kontrolle darüber, beziehungsweise ist es vertraglich geregelt, wie Ihr Körper gezeigt wird?

Nein, aber so was steht im Drehbuch, ich hatte von Anfang an eine Vorstellung davon, was passieren wird. Außerdem ist es im Jahr 2014 völlig okay, wenn man mal einen Po sieht, einen Rock oder Ausschnitt. Und wenn ich das so sagen darf: Die ARD kann das vertragen!

Haben Sie keine Bedenken, dass Sie auf Ihren Körper reduziert werden?

Naja, die Rolle ist nun mal eine sexy Blondine. Das kann man vorher entscheiden, ob man das möchte. Und wir haben hier kein Nachtprogramm gedreht, der Film ist völlig im Rahmen.

Sie haben mit erfahrenen Schauspielern gespielt, zum Beispiel Claus Zmorek oder Jürgen Rißmann. Haben die Ihnen Tipps gegeben?

Nö, da gab es keine Tipps, auch keinen Welpenschutz. Für mich war beruhigend, dass selbst ein Claus Zmorek vom Regisseur verbessert wurde oder auch mal einen Textpatzer hatte. Ich wurde sehr kollegial behandelt, die waren alle sehr lieb.

Sie haben einige Szenen mit dem Dackel, einmal unterhalten Sie sich auch mit ihm.

Das war schwierig, denn er ist ein junger, sturer Hund. Wir hatten dieses enge Zeitpensum, und wenn der Dackel keinen Bock hatte, mussten wir ohne ihn drehen.

Der Film spielt in Ihrer Heimat, der Pfalz. Eine schöne Heimkehr?

Ja, wobei ich ja weiterhin in Oggersheim wohne, fünf Minuten von Helmut Kohl weg. Sonst bin ich immer in Hamburg, Leipzig oder Berlin. Aber da hatte ich zum Drehort nur zehn Minuten mit dem Auto, das war perfekt.

Es wird einerseits die Schönheit der Natur gezeigt, andererseits haben viele der Bewohner dort Dreck am Stecken. Ist das die Pfalz, wie Sie sie kennen?

Nein, die Pfälzer sind ein sehr herzliches, gastfreundliches Volk. Und vor allem habe ich daheim meine Ruhe, weil ich dort nicht als etwas Besonderes angesehen werde, sondern dort geboren bin. Ich bin ein Pfälzer Mädel.

Als bekannt wurde, dass Sie in einem Film mitspielen werden, gab es gegenüber Produzent Oliver Berben einen Shit-Storm im Internet. Es beklagten sich Schauspieler, dass Sie jetzt auch noch einen Film drehen dürfen. Können Sie den Aufruhr verstehen?

Ja, natürlich. Aber ich habe für diese Rolle nicht gekämpft, die wurde mir angeboten, ich kann da nichts dafür. Und sie wurde mir auf den Leib geschrieben, ich weiß also nicht, wieso sich zum Beispiel ein männlicher Schauspieler über so etwas aufregen muss. Kein Mann kann Daniela Katzenberger spielen oder Miri Marxer. Ich habe Verständnis für die Beschwerden, aber ich weiß auch, dass diese Menschen den Film gucken werden. Und eine gute Quote heißt für mich einen zweiten Teil. Von daher: Vielen Dank an dieser Stelle!

Es gab den April-Scherz, dass Sie den Ludwigshafener „Tatort“ von Ulrike Folkerts übernehmen werden. Das erscheint jetzt gar nicht mehr so unwahrscheinlich.

Ach doch. Ulrike Folkerts hat einen ganz anderen Stellenwert. Dieses Erbe möchte ich auch gar nicht antreten, das wäre mir zu hochgestapelt. Ich lasse einfach die Dinge auf mich zukommen, in meinen Reality-Formaten und jetzt auch, was den Film angeht.

 

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