Ottis Nachfolger: "Wir übernehmen das Steuer"
München – Christian Springer und Michael Altinger treten in große Fußstapfen. An diesem Donnerstag (21. März, 21.00 Uhr) sind sie zum ersten Mal Gastgeber in der BR-Kabarettsendung „Schlachthof“, der 17 Jahre lang „Ottis Schlachthof“ war, bis Ottfried Fischer wegen seiner Parkinson-Erkrankung aufhörte. Im Interview der Nachrichtenagentur dpa in München sprechen Springer und Altinger über diese großen Fußstapfen und darüber, warum Kabarettisten im Moment wieder aus dem Vollen schöpfen können.
Donnerstag geht es los – sind Sie schon aufgeregt?
Christian Springer: Bis zur Sendung haben wir erstmal noch wahnsinnig viel zu tun. Fünf Minuten vorher könnte es losgehen.
Michael Altinger: Ehrlich? Ich glaub, dass ich schon drei Stunden vorher x-mal aufs Klo gehe...
Springer: Ja, weil ich dich wahnsinnig mache.
Altinger: Ja, mit der Sendung hat das nicht viel zu tun.
Ist die Zusammenarbeit tatsächlich so schwierig zwischen Ihnen?
Springer: Nein, dafür kennen wir uns viel zu gut.
Altinger: Stimmt. Das hat über Jahre auch immer ziemlich gut geklappt.
Wie ist es dazu gekommen, dass Sie dieses Erbe jetzt zusammen antreten?
Springer: Der BR hat es uns angetragen und ich glaube, das Publikum freut sich sehr. "Ottis Schlachthof" war eine der beliebtesten Kabarett-Sendungen überhaupt und es war eine große Traurigkeit, als das zu Ende ging. Dass wir jetzt live im gleichen Raum vor Publikum wieder eine Kabarett-Sendung machen – bayerisch, politisch und aktuell – freut, glaube ich, alle.
Altinger: Und dass wir beide das zusammen, machen hat natürlich auch damit zu tun, dass wir immer schon sehr mit dem Schlachthof verbandelt waren. Der Christian hat die Texte für den Ottfried geschrieben, wir waren beide immer wieder Gäste und ich hatte dann im letzten Jahr die Co-Moderation. Das heißt, wir waren beide schon mit im Boot und übernehmen jetzt das Steuer.
Hatten Sie Bedenken, in diese sehr sehr großen Fußstapfen zu treten?
Springer: Bedenken hätte ich gehabt, wenn man zwanghaft versucht hätte, etwas Neues zu basteln. So dürfen wir doch eine warmherzige Kabarett-Sendung live vor Publikum fortführen. Das macht mich bedenkenlos.
Altinger: Man sagt immer, wenn man in die Fußstapfen anderer tritt, hinterlässt man selber keine Spuren. Aber da hab ich jetzt auch keine Angst, weil wir von der Form her ganz anders sein wird. Es bleibt der Ort, es bleiben die Gäste und es bleibt Kabarett. Aber ansonsten wird sich von der Art her ganz viel ändern.
Was denn?
Altinger: Es wird kleinteiliger sein, es wird mehr Dynamik drin sein und wir haben mehrere Spielorte auch.
Springer: Das ist wie beim Papst: Papst bleibt Papst, aber jeder ist anders.
Altinger: Wir werden keine Bewahrer sein.
Springer: Und wir haben kein Konklave gebraucht, damit wir gewählt werden.
Welche Erwartungen haben Sie an die Quote?
Springer: Es ist ja so: Diese Sendung läuft ja innerhalb eines Abend-Fernsehprogramms und wenn wir merken, dass von der vorherigen Sendung zu uns alle wegschalten, dann würde uns das sehr sehr traurig machen. Aber wir hoffen natürlich, dass es anders wird.
Werden Sie Ihr Publikum stärker mit einbeziehen?
Altinger: Im Sinne von: "Kommen Sie mal mit auf die Bühne"? Um Gottes Willen! Das sind Momente, wo ich selber sterbe und das möchten wir niemandem antun. Der Zuschauer darf Zuschauer bleiben.
Springer: Diese Sendung soll eine aktuelle, politische, bayerische Kabarett-Sendung sein und die lebt natürlich nicht von der Form, sondern vom Inhalt. Wichtig am Ende des Tages wird sein, was wir da treiben.
Wie schätzen Sie die Zeit für Kabarettisten derzeit ein? Gibt es genug Vorlagen?
Springer: Ich schätze es so ein, dass wir Kabarettisten eine gute Zeit haben und das Kabarett darf jetzt wieder dorthin zurück, wo es hingehört: nämlich zum Inhalt. Diese Zeit, als man auf die Bühne gegangen ist und nur drei Stichworte sagen musste, nämlich Stoiber, äh und Hauptbahnhof, und damit die Lacher geholt hat. Damit hat man inhaltlich überhaupt keine Aussage getroffen. Jetzt erwartet der Zuschauer schon – gerade in einem Wahljahr wie 2013 – das man inhaltlich mal wieder etwas sagt.
Altinger: Und die Inhalte sind ja auch viele. Beziehungsweise viele Inhalte werden von Politikern im Wochenrhythmus unterschiedlich behandelt. Das muss man natürlich aufnehmen. Gerade in Bayern rumpelt es zur Landtagswahl richtig in beiden Lagern.
Springer: Die CSU übernimmt im Moment sämtliche Themen der anderen Parteien – vom Donauausbau bis hin zu den Studiengebühren - und hofft, damit die absolute Mehrheit zurück zu gewinnen. Das ist eine Panikreaktion und natürlich für das Kabarett eine schöne Ausgangssituation.
Müssen Kabarettisten eigentlich links sein?
Altinger: Das liegt in der Natur der Sache. Ein rechter Kabarettist...
Springer: ...den werden wir nicht einladen. Aber Kabarett hat nichts mehr mit einer ideologisierten Weltaufteilung zu tun von links und rechts und Ost und West, sondern mit einem kritischen Blick aufs Zeitgeschehen.
Altinger: Und mit einem Appell an den Grundanstand der Verantwortlichen.
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