Nelson Müller: Wie gut ist unser Bier?

Sternekoch Nelson Müller ging im ZDF der Frage nach, wie gut deutsches Bier wirklich ist. Das Ergebnis ist zum Teil überraschend!
von  az
Nelson Müller nahm für das ZDF deutsches Bier unter die Lupe!
Nelson Müller nahm für das ZDF deutsches Bier unter die Lupe! © dpa

München - Es ist das Lieblingsgetränk der Deutschen, Bier. Nicht umsonst gilt Deutschland auch weltweit als Bierland Nummer 1. Sternekoch Nelson Müller machte für das ZDF den großen Test " Wie gut ist Deutsches Bier wirklich?"

Dafür untersuchte der bekannte Fernsehkoch das Bier in fünf Kategorien

 

Vielfalt

In Deutschland gibt es über 1300 einzelne Brauereien, alleine im Bier-Land Bayern 623. Jede Brauerei braut verschiedene Sorten. So kommt Deutschland auf über 50000 verschiedene Biersorten. Der Markt wird allerdings von großen Markenbieren dominiert. Über 60 % des Umsatzes fällt auf eine handvoll Brauereien. Die kleineren regionalen Brauereien teilen sich den Rest. Vielfalt ist also zwar vorhanden, doch dominiert wird der Markt von einigen wenigen Sorten.

Deutschland Lieblingsbier ist und bleibt Pils.

Deswegen zieht Nelson Müller bei der Vielfalt einen stern ab und vergibt vier von fünf möglichen Sternen.

 

Geschmack

Die großen Brauerein beschränken sich auf gerade mal vier unterschiedliche Hopfensorten, lernen wir. Kein Wunder also, dass die Biere fast überall gleich schmecken. Die Blindverkostung, die von den trinkfesten Mitgliedern des Bamberger Traditionsvereins Effeltrich durchgeführt wird, geht dann auch erwartungsgemäß in die Hose. Nicht einmal das Bier aus ihrer Region, ihr Lieblingsbier, erkannten die Probanden.

Auch ein Unterschied zwischen Billigbier und Markenbier können die traditionsbewussten Franken nicht ausmachen.

Das beweisen auch Tests im Lebensmittellabor Nehring. „Alle Biere, die wir untersucht haben, unterscheiden sich nur sehr gering“, urteilt Dr. Ulrich Nehring.

Das Fazit von Nelson Müller: „Das deutsche Bier genießt zurecht Weltruf. Es ist aber überraschend, dass viele Biere ähnlich schmecken. Zum Glück haben viele Brauereien nun aufgegriffen und fangen an, mal andere Edelbiersorten zu brauen. Ich bin sehr gespannt, wie das beim Endverbraucher ankommt.“

Nur drei Sterne für den Geschmack.

 

Qualität

Um herauszufinden, wie gut unser Bier wirklich ist geht Nelson Müller dem deutschen Reinheitsgebot von 1516 auf die Spur. Wird das Reinheitsgebot noch eingehalten? Die überaschende Antwort: Jein!

Auch große Brauerein wie Bitburger brauen durchaus noch nach dem Reinheitsgebot, allerdings nach einer modernen Variante davon. Seit 1993 heißt das Reinheitsgebot "Biergesetz" und erlaubt  einige Schlupflöcher. So dürfen über 60 Zusatzstoffe zum Bier-Brauen verwendet werden – solange sie nachher nicht im Endprodukt vorhanden sind.

Das Reinheitsgebot von 1516 gibt es also noch. Allerdings tricksen viele Brauereien bei ihren Bieren und legen das „Biergesetz“ moderner aus.

Müller vergibt trotzdem vier von fünf möglichen Punkten, denn „das Reinheitsgebot ist zwar sehr geschicktes Marketing. Es dürfen aber glücklicherweise immer noch keine Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe für Bier verwendet werden.“

 

Preis

Der Bierpreis lässt in Deutschland traditionell die Gemüter hochkochen. Das erstaunliche Fazit von Sternekoch Müller: Das Bier in Deutschland ist viel zu billig.

Deswegen stellt er dem Bierpreis insgesamt ein vernichtendes Fazit aus. Der Sternekoch vergibt nur zwei Sterne:  „In Supermärkten wird Bier zu Rabattpreisen herausgeschleudert. Ich persönlich finde das gar nicht so unbedenklich. Bei diesem Preiskampf leiden vor allem die kleineren Brauereien, die nicht mehr mithalten können. Ich finde, unser Bier sollte uns eigentlich wieder mehr wert sein.“

 

Gesundheit

Bier und Gesundheit - wie jeder weiß - ein ganz schwieriges Thema!

Was hat es zum Beispiel mit dem berühmten Bierbauch auf sich?

Die Ernährungswissenschaftlerin Monika Bischoff erzählt Nelson Müller: „Es gibt den Bierbauch. Aber der entsteht nicht durch viel Biertrinken, sondern durch das, was man mehr isst, weil man mehr Hunger hat.“

Die Expertin verrät, dass die Bitterstoffe im Hopfen die Magensäfte aktivieren würden und sich der Mensch anschließend nach etwas Deftigem sehnen würde. Das ist dann die Gefahr! Tatsächlich ist das Bier selber gar nicht so ungesund. So hat ein Glas nur knapp 80 Kalorien, nur fast die Hälfte von einem Glas Milch.

Und trotzdem warnt Sternekoch Müller vor Bier. Denn Bier ist immer noch Alkohol. Um die Gefahren zu verdeutlichen, macht Müller den Test und lässt drei junge Erwachsene nach drei getrunkenen Bieren einen Parcour mit dem Auto absolvieren.

Die Ergebnisse sind erschreckend: Alle Probanden zeigen erhebliche Konzentrations- und Reaktionsschwächen.

Nelson Müller vergibt aus diesem Grund im Bezug auf die Gesundheit von Bier auch nur zwei von fünf Sternen.

Müller: „Bier und Gesundheit ist ein schweres Thema. Bier ist immer noch Alkohol. Und Alkohol ist immer noch gefährlich. Aus diesem Grund achte ich in meinem Restaurant auch darauf, dass die Gäste zu ihrem Bier noch genügend Wasser trinken.“

 

Unser Fazit zu der Sendung:

Eine durchaus kurzweilige Sendung, mit einigen auch überraschenden Ergebnissen, neben Altbekanntem.

 

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