Nach neun Monaten Haft: «Zeit»-Mitarbeiterin freigelassen

Neun Monate saß die chinesische Journalistin Zhang Miao ohne Anklage in Haft. Ihr Fall hatte das deutsch-chinesische Verhältnis belastet. Hinter den Kulissen hatte sich Berlin für sie eingesetzt.
von  dpa
Zhang war im Oktober in Peking auf dem Weg zu einer Dichterlesung zur Unterstützung der prodemokratischen Demonstrationen in Hongkong festgenommen worden.
Zhang war im Oktober in Peking auf dem Weg zu einer Dichterlesung zur Unterstützung der prodemokratischen Demonstrationen in Hongkong festgenommen worden. © dpa

Neun Monate saß die chinesische Journalisten Zhang Miao ohne Anklage in Haft. Ihr Fall hatte das deutsch-chinesische Verhältnis belastet. Hinter den Kulissen hatte sich Berlin für sie eingesetzt.

Peking - Die chinesische Journalisten und "Zeit"-Mitarbeiterin Zhang Miao ist freigelassen worden. Nach neun Monaten in Haft wurde die 40-Jährige am Donnerstagabend in Peking auf freien Fuß gesetzt, wie ihre Familie der Deutschen Presse-Agentur am Freitag bestätigte. "Es scheint ihr gut zu gehen", sagte ihr Bruder.

Die Behörden hätten sich entschieden, keine Anklage zu erheben, berichtete die "Zeit" unter Hinweis auf ihren Anwalt Zhou Shifeng. Ihr war "Unruhestiftung" vorgeworfen worden. Zhou war am Freitag zunächst nicht für eine Bestätigung zu erreichen.

Der Anwalt hatte am Donnerstag zwar gemeinsam mit Zhang in ein Pekinger Hotel eingecheckt, war aber in der Nacht von Unbekannten aus seinem Zimmer geholt worden, wie Zhangs Bruder berichtete. In der Vergangenheit kam es immer wieder vor, dass Anwälte festgehalten wurden, damit sie keine öffentlichen Erklärungen abgeben.

Zhang war im Oktober in Peking auf dem Weg zu einer Dichterlesung zur Unterstützung der prodemokratischen Demonstrationen in Hongkong festgenommen worden. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) begrüßte die Freilassung Zhangs. Bei seinem China-Besuch sagte Maas der Deutschen Presse-Agentur, die Bundesregierung freue sich, dass die chinesische Journalisten endlich frei sei.

"Das zeigt: Wir dürfen nicht aufhören, solche Fälle zu thematisieren." Der Minister, der diese Woche an einem deutsch-chinesischen Rechtssymposium in Peking teilgenommen und politische Gespräche geführt hatte, fügte hinzu: "Wir müssen den Druck in Menschenrechtsfragen aufrechterhalten." Dafür brauche es einen funktionierenden Dialog mit China.

Auch die deutsche Botschaft begrüßte die Freilassung Zhangs. "Wir sind erleichtert, dass es endlich zur Haftentlassung gekommen ist." Die Bundesregierung habe sich "wiederholt und auf verschiedenen Ebenen für ihre Freilassung eingesetzt".

Nach ihre Festnahme war auch die "Zeit"-Korrespondentin Angela Köckritz, mit der Zhang zusammengearbeitet hatte, mehrmals von der Polizei verhört und mit Konsequenzen bedroht worden. In einem aufsehenerregenden Artikel dokumentierte die deutsche Journalisten, die China inzwischen verlassen hat, im Januar die Vorfälle.

Laut Amnesty International waren im vergangen Herbst etwa 100 Aktivisten in ganz China verhaftet worden, weil sie die "Regenschirm-Revolution" genannten Proteste in Hongkong unterstützten.

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