Münchner Tatort: Fans wollen "Gisbert" zurück

Fabian Hinrichs – Der Wagemutige: Der Schauspieler ging hohe Risiken ein. Die Tatort-Fans fordern jetzt die Rückkehr seines Ermittlers Gisbert.
dapd |
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In der Mitte: Fabian Hinrichs als "Gisbert" mit den beiden Münchner Ermittlern
BR In der Mitte: Fabian Hinrichs als "Gisbert" mit den beiden Münchner Ermittlern

 

Hamburg - Er zählt zu den wagemutigen, kompromisslosen, unberechenbaren Mimen des Landes: Fabian Hinrichs. Er denkt viel über seine Rollen und das Leben nach. Und vielleicht traut er sich deshalb immer wieder, das Neue auszuprobieren – sei es auf der Bühne, im Kino oder im Fernsehen. Mit seinem jüngsten Coup, der Rolle des Assistenten Gisbert Engelhardt im Münchner „Tatort“, hat der Schauspieler ein enormes Echo ausgelöst. Weil der Ermittler schon nach 60 Minuten sterben musste, fordern Fans im Internet nun seine Wiederauferstehung. Hinrichs beginnt den Rummel gerade erst zu begreifen und findet Gefallen an einer Zukunft mit Gisbert.

Zunächst ist er am Mittwoch und Donnerstag (30./31. Januar) bei den Hamburger Lessingtagen des Thalia Theaters zu sehen – mit dem von Rene Pollesch und ihm entwickelten Stück „Kill your Darlings!“. „Fabian Hinrichs ist ein Künstler, ein großartiger Schauspieler, ein wunderbarer Entertainer, ein Performer, ein Hamburger und Polizistensohn“, schwärmt Thalia-Intendant Joachim Lux. Daher sei es schon lustig gewesen, ihn als Kommissar im „Tatort“ zu sehen.

Umso bedauerlicher sei es, dass die Figur Gisbert Engelhardt gleich in der ersten Folge sterben musste. So spricht sich Lux für eine Rückkehr des nervigen Assistenten aus. „Das ist das nächste Bürgerbegehren“, sagt der Theaterchef augenzwinkernd.

„Ich bin hohe Risiken eingegangen“

Geboren 1976 in Hamburg, studiert Hinrichs zunächst Jura und wechselt dann an die Westfälische Schauspielschule Bochum. Fünf Jahre bleibt er danach Ensemblemitglied an der Volksbühne Berlin und bricht dann aus. „Ich bin hohe Risiken eingegangen, aus festen Engagements ausgeschieden – auch mit großen Schmerzen“, sagt er. Denn eigentlich sei er dagegen, „dass sich feste Zusammenhänge auflösen und der Mensch vollkommen haltlos zurückbleibt“.

Also „habe ich mir immer wieder Partner und eine künstlerische Familie gesucht“. Dass er dabei „nicht unbedingt Kompromisse eingegangen“ ist, passt zu seiner Einstellung gegenüber seinem Beruf, die vielmehr Berufung ist. „Ich habe mich und uns versucht, stark zu machen“, sagt er und ist dankbar dafür, dass er die Zeit für seine künstlerische Entwicklung hatte.

„Ich habe mit Laurent Chétouane extremstes, sprachbezogenes, reduziertes, intellektuelles Theater gemacht. Ich habe Independent-Kinofilme gedreht, die kein Mensch anschaut, die aber sehr gut waren“, sagt der heute 36-Jährige. Für ihn ist es wichtig, dass man seine eigene Stimme findet. Nur sei dieser Weg selten: „Weil der Konkurrenzdruck, der Erfolgsdruck, der Erwartungsdruck so hoch ist. Und dabei seine eigene Sprache zu finden, erfordert schon viel Mut“.

Gepaart mit Können und dem nötigen Glück nimmt Hinrichs die Dinge früh selbst in die Hand. 2005 ergattert er in „Sophie Scholl – die letzten Tage“ die Rolle des Hans Scholl. Radikal ist seine Darstellung des abrutschenden Bankers Frederik Feinermann in „Schwerkraft“ (2009), wofür ihm das Filmfest Max Ophüls den Sonderpreis Schauspiel verleiht. Aufsehen erregt er 2010 mit seinem Solo in Polleschs Stück „Ich schau dir in die Augen“, für das er von Kritikern zum Schauspieler des Jahres gewählt wird. Und noch im selben Jahr ist er der Kreml-Fliegers Mathias Rust – in dem famosen Projekt „Rust – Ein deutscher Messias“ von Studio Braun.

„Ich hätte sogar Lust darauf, das fortzuführen“

Mit Gisbert ist Fabian nun der nächste Schritt nach oben auf der Karriereleiter gelungen. Hinrichs selbst hat überhaupt nicht damit gerechnet, dass der Film eine derartige Resonanz finden würde. Mit einer Wiederauferstehung der Figur rechnet er allerdings nicht. „Und wenn doch, müsste Alexander Adolph immer die Drehbücher schreiben und Regie führen. Er hat das entwickelt“, sagt der Mime und fügt hinzu: „Ich hätte sogar Lust darauf, das fortzuführen. Ich könnte das mit Alexander zwei, drei, vier Jahre machen.“ Er habe es beim Drehen ein bisschen bedauert, dass Gisbert stirbt, gesteht Hinrichs.

Für den Bayerischen Rundfunk (BR) kommt eine Fortsetzung im Münchner „Tatort“ nicht infrage: „Die Figur des Gisbert wurde nicht als neuer Ermittler eingeführt, sondern als Episodenhauptrolle“, sagt Redakteure Claudia Simionescu. Er sei ein Gegenspieler für die Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl). Dass Gisbert sterben musste, sei eine dramaturgische Konsequenz der Erzählung. „Eine Auferstehung war nicht geplant“, sagt Simionescu. Allerdings: Der Sender verfolgt die „außergewöhnlich große Resonanz“ mit Aufmerksamkeit.

Hinrichs möchte auch künftig das machen, was ihm Freude bereitet - mit den Möglichkeiten, die ihm gegeben werden. Und vielleicht musste Gisbert erst sterben, damit Fabian irgendwann, irgendwo „Tatort“-Kommissar werden kann? „Wenn es eine gute Idee gibt – warum nicht“, antwortet Hinrichs.

 

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