Münchner Fall "Königinnen": "Tatort"-Fundamentalisten dürften nörgeln

Dieser Landausflug der Münchner Kommissare hat es in sich. Denn Drehbuchautor Robert Löhr und Regisseur Rudi Gaul liefern mit dem "Tatort: Königinnen" auch eine hinreißende Satire über Heimat, Brauchtum und sexuellen Missbrauch.
So fies wie als übergriffiger Präsident des Bavaria-Bunds hat man Wolfgang Fierek noch nicht gesehen und auch Veronica Ferres zeigt ihre diabolische Seite. Als eiskalte Organisatorin des Königinnentages, dem Zusammentreffen der bayerischen Produktköniginnen, bleibt sie mitleidlos, als Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) ihr vorwerfen, sie habe den Präsidenten gedeckt: "Die Mädchen wissen doch, worauf sie sich da einlassen." Weibliche Solidarität? Fehlanzeige.
Wer aber hat den Präsidenten mit dem Bolzenschussgerät lebensgefährlich verletzt? Während Kalli (Ferdinand Hofer), sich vergnügt der Befragung der Schönheiten widmet, haben die Münchner Kommissare mit der Nördlinger Zwiebelkönigin (Daria Vivien Wolf), die auch Polizeischülerin ist, eine Ermittlerin direkt aus der Szene.
"Tatort: Königinnen": Vielleicht weniger spannend, dafür umso unterhaltsamer
Der liebevoll inszenierte und mit Musik von LaBrassBanda untermalte Fall hält die schwierige Balance zwischen Krimi und satirischer Milieustudie, begeistert mit subtilem Witz und einem tollem Ensemble, allen voran Lilly Wiedemann als Kemptener Honigkönigin und Phenix Kühnert als Aichacher (Trans-)Spargelkönigin.
"Tatort"-Fundamentalisten, die vergangene Woche ihrem Frust über das misslungene Experiment mit Kommissar Murot freien Lauf ließen, dürfen gerne nörgeln, es hätte schon spannendere Fälle gegeben. Stimmt, aber selten unterhaltsamere.