"Mitten in Deutschland: NSU": Das erwartet die Zuschauer
Täter, Opfer und Ermittler - aus diesen drei unterschiedlichen Perspektiven erzählt der Spielfilm-Dreiteiler "Mitten in Deutschland: NSU" die Ereignisse um die NSU-Morde von 2000 bis 2006 in verschiedenen deutschen Großstädten. Den Auftakt macht "Mitten in Deutschland: NSU / Die Täter - Heute ist nicht alle Tage". Der Film des auf Rügen geborenen Regisseurs Christian Schwochow (37, "Der Turm", "Bornholmer Straße") wird am heutigen Mittwoch um 20.15 Uhr im Ersten gezeigt.
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Anna Maria Mühe als Beate Zschäpe
Beate Zschäpe gespielt von der eigentlich blonden Anna Maria Mühe Foto:SWR/Stephan Rabold
Der erste Teil befasst sich mit der Radikalisierung Jugendlicher in der Nachwendezeit und der Entstehung rechtsradikaler Strukturen in den neuen Bundesländern. Während im Ende Januar ausgestrahlten ZDF-Dokudrama "Letzte Ausfahrt Gera" Lisa Wagner (36) in die Rolle der Rechtsextremistin Beate Zschäpe (41) geschlüpft war, ist es diesmal die Berliner Schauspielerin Anna Maria Mühe (30). "Die vielleicht größte Überwindung für mich war, den rechten Arm zu heben. Ich wusste bis zum Schluss nicht, ob ich es schaffe, den 'Hitler-Gruß' zu machen", sagt Mühe im Interview mit "bild.de".
Im Film ist die Blondine mit braunem Haar zu sehen. "Das war sehr extrem. Ich habe ja eigentlich keine große Ähnlichkeit mit Frau Zschäpe. Aber mit der dunklen Perücke, der Bomberjacke und den Springerstiefeln kam ich ihr schon erschreckend nah", findet auch Mühe. Andererseits sei es als Schauspielerin "natürlich toll zu sehen, in was ich mich verwandeln kann". Dennoch war Mühe der Dreh sehr nahe gegangen, wie sie im Interview zugibt: "Ich hatte an keinem Tag das Gefühl, dass ich positiv und sauber ins Bett gehe. Ich fühlte mich dreckig. Und habe in dieser Zeit oft schlecht geträumt."
Der aktuelle Stand
Beate Zschäpe (Anna Maria Mühe, li.) fotografiert die Gruppe um Uwe Böhnhardt (Sebastian Urzendowsky, 2. v.li.) und Uwe Mundlos (Albrecht Schuch 3.v.li.), am Eingangstor des KZ Buchenwald Foto:SWR/Stephan Rabold
"Als im November 2011 zwei tote Bankräuber in einem brennenden Wohnmobil gefunden werden, fliegt die Mordserie des NSU auf. 13 Jahre lang hatten Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe im Untergrund gelebt. Mutmaßlich verantwortlich sind sie für neun Morde an Menschen mit türkischem und griechischem Migrationshintergrund sowie den Mord an einer deutschen Polizistin, dazu kommen mehrere Sprengstoffanschläge und mindestens 15 Raubüberfälle", fasst Volker Herres, Programmdirektor des Ersten, den aktuellen Wissensstand zusammen.
Jahre nach Auffinden der mutmaßlichen Terroristen sind die Ermittlungen noch immer nicht abgeschlossen und die Taten nicht hinreichend aufgeklärt. Der zuständige Richter hat aber ein Ende des Prozesses, in dem sich Zschäpe seit 2013 verantworten muss, für Herbst 2016 in Aussicht gestellt.
Die anderen beiden Perspektiven
Neonazi-Aufmarsch im Film Foto:SWR/Stephan Rabold
Die anderen beiden Filme des Dreiteilers laufen ebenfalls jeweils um 20.15 Uhr im Ersten: "Mitten in Deutschland: NSU / Die Ermittler - Nur für den Dienstgebrauch" erzählt am kommenden Montag die Geschichte der Opfer und Opferfamilien und deren Leidensweg als Verdächtige.
Im dritten Teil, "Mitten in Deutschland: NSU / Die Ermittler - Nur für den Dienstgebrauch" am nächsten Mittwoch, geht es um die Ermittlungen und die Hintergründe der Ermittlungspannen. Im Anschluss an diesen Teil wird zudem eine Doku zum Thema gezeigt: "Der NSU-Komplex - Die Rekonstruktion einer beispiellosen Jagd".
Insgesamt fünfeinhalb Stunden Fernsehen über rechtsextremen Terror - das sei eine große Herausforderung für jedes Publikum, sagen auch die Verantwortlichen des Senders. Aber diese beispiellose Mordserie mache genau das notwendig, meint Volker Herres. "Als öffentlich-rechtlicher Sender sind wir verpflichtet, den Finger immer wieder in die Wunden unserer Gesellschaft zu legen - auch, damit die Rechtsstaatlichkeit in unserem Land erhalten bleibt", erklärt er.