Michael Fitz: "Hattinger hat schon auch etwas Asoziales"

Erst im Frühjahr war Michael Fitz für ein letztes Gastspiel zum Münchner "Tatort" zurückgekehrt, jetzt ist der ewige Assistent auch ein Kommissar. Und was für ein Cooler!
von  (ili/spot)
Kommissar Hattinger (Michael Fitz) am Chiemsee
Kommissar Hattinger (Michael Fitz) am Chiemsee © ZDF/Marco Nagel

München - "Hattinger und die kalte Hand" (25. November, ZDF, 20.15 Uhr) ist ein Chiemsee-Krimi, den Regisseur Hans Steinbichler (44, "Hierankl") nach dem Roman "Chiemsee Blues" von Thomas Bogenberger inszeniert hat. In der Titelrolle spielt Frauenschwarm Michael Fitz (55) einen coolen, unkonventionellen und bisweilen recht zornigen Kommissar, der den Rachefeldzug eines Mannes (Edgar Selge) stoppen und aufklären soll, der nichts mehr zu verlieren hat.

Für seine Rolle in "Marias letzte Reise" wurde Michael Fitz mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet - hier gibt es die DVD

Der Nachrichtenagentur spot on news hat Michael Fitz verraten, ob es eine Frau in Hattingers Leben geben wird. Der gebürtige Münchner hat auch erklärt, warum in Filmen wieder so viel geraucht wird und warum er keinen Hund mehr hat.

Herr Fitz, was gefällt Ihnen an Ihrer Rolle Kommissar Hattinger?

Michael Fitz: Rollen sind immer dann besonders interessant, wenn sie etwas von einem verlangen, was man nicht kennt oder selbst noch nicht gemacht hat. Man ist gezwungen, auch an sich etwas Neues zu erkennen. Der Hattinger ist einerseits hochemotional, versucht aber oft, seine Gefühle zu verstecken. Mehr oder weniger erfolgreich. Ein gängiges Phänomen bei Männern, das ich schon auch von mir kenne.

Bringt es etwas, die Gefühle zu verstecken?

Fitz: Eigentlich ist es besser, die Gefühle erst mal zuzulassen. Aber der Hattinger hat schon auch etwas Asoziales. Im Zwischenmenschlichen ist er so wenig angepasst, dass man es ihm fast als Mutwilligkeit auslegen könnte. Er ist halt ein verletzter frisch geschiedener Mann.

Wie geht es bei Hattinger mit den Frauen weiter?

Fitz: Das Thema könnte in einer nächsten Folge wichtig werden, denke ich. Dass er es mit den Frauen nicht leicht hat, sieht man aber auch am Verhältnis zu seiner Tochter. Eigentlich können die beiden gut miteinander und sind auch sehr ehrlich zueinander. Natürlich hat er permanent ein schlechtes Gewissen, weil die Jungs in diesen Jobs ja gar keine echte Chance auf ein normales Familienleben haben.

"Frauen wiederholen solange die Beziehung zum Vater, bis sie die ganz verarbeitet haben", sagt Ihre Filmtochter. Ist da was dran?

Fitz: Nein, das glaube ich nicht. Das ist eher so eine Anleihe aus der Küchenpsychologie, die sie da ganz bewusst nimmt.

Wie würden Sie reagieren, wenn Ihr Kind das zu Ihnen sagen würde?

Fitz: Ich würde in Gelächter ausbrechen. Aber natürlich ist es ist auch entwaffnend, wenn dein Kind auf einmal mit so frechen Sätze argumentiert.

Kommissar Hattinger mag Perfektionismus nicht. Warum?

Fitz: Er kommt an einen Tatort und nimmt die Situation einfach erst mal nur wahr. Sein Kollege dagegen nimmt die Situation durch einen moralischen Filter wahr, wodurch ihm Dinge entgehen. Dass er ihn dann als Perfektionisten kritisiert, ist ein Plädoyer wider das Schubladendenken. Das ist nicht einfach, aber auch ein Geheimnis seines Erfolges.

Warum hat der Kommissar, der in einem Haus am Land wohnt, keinen Hund?

Fitz: Er und seine Tochter haben wahrscheinlich keinen Zeit für einen Hund. Das kann ich gut verstehen. Mein Hund ist vor vielen Jahren überfahren worden. Seitdem habe ich immer mal wieder das Gefühl, dass ich gerne einen hätte. Aber ein Hund ist wirklich wie ein Kind. Man muss sich darum kümmern und ihn mitnehmen. Das geht gerade nicht.

Im Film geht es auch um Schönheitsoperationen. Was verbinden Sie mit diesem Begriff?

Fitz: Schönheitskliniken und der entsprechende Umgang mit Körpern sind nicht meine Welt.

Warum wird denn wieder verstärkt geraucht in Filmen?

Fitz: Da habe ich mich auch gewundert. In unserem Fall erzählt es aber einfach etwas über eine Figur, wenn sie eigentlich aufgehört hatte und dann wieder zur Zigarette greift. Es ist ein Stilmittel, das man aber eigentlich auch hätte weglassen können.

Rauchen Sie?

Fitz: Ich bin dreißig Jahre lang starker Raucher gewesen und rauche seit knapp neun Jahren nicht mehr.

Wie war es dann, im Film zu rauchen?

Fitz: Mit ganz grässlich schmeckenden Kräuterzigaretten geht das schon.

Der Mörder im Krimi sagt: "Frei wird man, wenn man die Welt sieht, wie sie ist." Wann fühlen Sie sich besonders frei?

Fitz: Die Frage ist: Wann sind wir wirklich frei? Wenn es bedeutet, dass wir uns über bestimmt menschliche Grenzen hinwegsetzen können, sind wir es eigentlich nie. Wir sind weder unsterblich, noch unverletzbar, sondern dem Leben einfach ausgeliefert. Wenn ich das verstanden habe, habe ich eine Chance, frei zu sein.

Und allein im Auto mit guter Musik durch eine schöne Sommerlandschaft fahren...

Fitz: Es braucht sogar noch weniger: Je mehr ich da bin, wo ich grad bin, und mich mit dem, was ich da gerade mache, identifizieren kann, kann ich mich ziemlich frei fühlen. Wichtig ist, nicht in Gedanken woanders zu sein.

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