Matt Hancock: Ein Ex-Minister will Dschungelkönig werden
Die Briten sind bekannt für ihren besonders schwarzen Humor und auch dafür, dass sie nichts schnell aus der Ruhe bringt. Dass der ehemalige britische Gesundheitsminister Matt Hancock im Dschungelcamp reihenweise Tier-Genitalien isst, während er eigentlich als gewählter Volksvertreter im Unterhaus sitzen sollte, ist jedoch auch für sie zu viel.
Die Tories schlossen ihn Anfang dieses Monats anlässlich seines Auftritts in der Sendung "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" aus der Partei aus. "Warum sehen wir ihn bei uns im Fernsehen?", wollte die Schauspielerin Miriam Margolyes bei einer Morgensendung erregt wissen und bezeichnete ihn als "abscheuliche" und "ehebrecherische" Person.
Hancock geriet während der Corona-Pandemie 2021 in die Schlagzeilen
Sie bezog sich dabei auf Geschehnisse während der Pandemie im Jahr 2021. Damals musste Hancock als Gesundheitsminister zurücktreten. Eine Überwachungskamera hatte ihn gefilmt, als der damals verheiratete Familienvater seine Assistentin Gina Coladangelo küsste.
Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als Britinnen und Briten infolge der Regeln, die Hancock gemeinsam mit dem damaligen Premierminister Boris Johnson verabschiedet hatte, zu Hause eingesperrt waren, sich diese nicht von ihren sterbenden Angehörigen verabschieden konnten. Und: Unter ihm wurde der Lockdown 2020 auf der Insel verzögert verhängt. Hätte die Regierung früher reagiert, hätten mehr Leben gerettet werden können, belegen Studien.
Viele Britinnen und Briten haben dem 44-Jährigen dies nicht vergeben. Dementsprechend geschockt reagierten auch die Promis im Camp auf seinen Einzug am vergangenen Mittwoch. Hancock kam einige Tage später als Überraschungsgast in den Dschungel.
Seit seiner Ankunft wird der Abgeordnete von den Anrufern für die Aufgaben im Dschungel ausgewählt, muss Kamel-Penisse und Schaf-Vaginas verspeisen, wird mit Schleim beworfen. Die Sendung verkomme zur "Matt-Show", kritisieren manche auf Twitter.
Hancock bat am Lagerfeuer um Vergebung
Es war in der dritten Nacht im australischen Dschungel, als Hancock bewies, dass er das Honorar (umgerechnet rund 450.000 Euro) wert war. Mit tränenerstickter Stimme erklärte er im Licht des Lagerfeuers: "Ich hoffe auf ein wenig Vergebung." Er begründete sein Verhalten damit, dass er verliebt gewesen sei.
Die Boulevardzeitung "The Daily Mail" griff die Kritik seiner Mitbewerber auf und titelte: "Sorry, aber das ist nicht genug." Hancock betrat den Dschungel in diesem Monat mit der Begründung, er wolle "sein wahres Ich" enthüllen. "Als Politiker ist es unsere Aufgabe, dorthin zu gehen, wo die Menschen sind, statt in Westminster in Elfenbeintürmen zu sitzen", schrieb er an seine Wähler im Kreis West Suffolk.
Er wolle auf Themen eingehen, die ihm am Herzen liegen, etwa seine Kampagne für Kinder mit Lese- und Rechtschreibschwäche. Vielleicht spart er sich das für später auf. Bislang jedenfalls hat er diese kein einziges Mal erwähnt.
Hancock fliegt wohl bald aus dem Camp - sorgt aber dennoch für Quote
Ebenfalls unerwähnt ließ Hancock, dass im Dezember sein Buch "Pandemic Diaries" veröffentlicht wird, in welchem er von seiner Zeit als Gesundheitsminister berichtet.
Auch wenn Hancock kaum Chancen auf den Sieg hat und womöglich bald aus dem Camp gewählt wird, so bringt er dem britischen Sender ITV auf jeden Fall Quote. Im Schnitt acht Millionen Menschen sahen in den letzten Tagen zu, wie er leiden musste. Bevor der Ex-Tory einzog, stand Mike Tindall im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Der ehemalige Rugbyspieler ist der Mann von Prinzessin Annes Tochter Zara Tindall. Er berichtete etwa, dass ihn seine Frau bei einer spontanen Hausgeburt aufgrund der Schmerzen "fast zu Tode gewürgt" habe. Er könnte Dschungelkönig werden. Susanne Ebner