Markus Lanz: Nie war er besser als heute

Nach der Blamage bei "Wetten, dass..?" glaubten viele, dass sich Markus Lanz ins Abseits geschossen habe. Doch der Moderator hat seine Glanzzeiten noch längst nicht hinter sich. In seiner Talkshow blüht er wieder auf.
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Markus Lanz glänzt in seiner gleichnamigen Talkshow im ZDF
Markus Lanz glänzt in seiner gleichnamigen Talkshow im ZDF © ZDF/Wolfgang Lehmann

Hamburg - Der Mann hat die Hölle hinter sich. Noch nie wurde ein Moderator so unerbittlich durch den Fleischwolf der TV-Kritik gedreht wie Markus Lanz (45). Seit seinem unglücklichen Engagement bei "Wetten, dass..?" konnte der gebürtige Südtiroler in quälender Regelmäßigkeit nachlesen, wie "uninspiriert", "unsouverän", "fantasielos", "platt", "verkrampft" und "unfähig" er sei. Ein Shit-Orkan der in diesem Fall in seltsamer Einigkeit verbundenen Medien und Blogger beutelte den 45-Jährigen, der doch mal der Sunnyboy des deutschen Fernsehens war.

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Bei der letzten Wetten, dass..?-Show, als deren Totengräber er längst öffentlich vorverurteilt worden war, höhnten im Dezember 2014 selbst seine Star-Gäste Bully Herbig (46) und Otto (66): "Arrivederci Lanz, das war dein letzter Tanz!" Andere Menschen verschwinden nach viel Schmach und Demütigung von Bildfläche und tauchen nicht mehr auf. Aus purem Selbstschutz.

 

"Als Mensch ein Naturtalent"

 

Und Markus Lanz? Er hat seine Wunden geleckt - und steht wieder auf der Matte. Beeindruckend souverän, einfühlsam, charmant, attraktiv. Die letzten deprimierenden Intermezzi von "Wetten, dass..?" sind Lichtjahre entfernt in einem schwarzen Loch verschwunden, und irgendwie fühlt man sich an die Worte des Geschäftsführers des Marktforschungsinstituts "Imas International", Achim von Kirschhofe, erinnert, der vor Jahren in einem Interview mit "W&V Online" über Markus Lanz sagte: "Wer konstant über die letzten Jahre von über 80 Prozent der Erwachsenen Deutschen als sympathisch eingestuft wird, gehört ohne Zweifel zu den Lichtgestalten in der deutschen Fernsehlandschaft."

Er ist also wieder der Alte, über den der "Stern", ebenfalls vor vielen Jahren, einmal geschrieben hat: "Der isst, wie er Ski fährt, wie er spricht, wie er moderiert, wie er ist - elegant und lustvoll. Und konzentriert. (...) Er ist als Mensch ein Naturtalent."

 

Bemerkenswerte Sendungen

 

Seit Anfang des Jahres sind Markus Lanz in seiner gleichnamigen ZDF-Talkshow einige beachtenswerte Sendungen geglückt: Am 4. Februar entlockte er dem als Raubein und Haudegen verschrienen Schauspieler und Sänger Manfred Krug (77, "Tatort", "Liebling Kreuzberg") die bislang unbekannte Geschichte seiner Ehe mit Ottilie Krug, mit der er sich in der DDR "selbst zwangsverheiratet" habe. Er habe 1963 verhindern wollen, "dass sie in der tristen Provinz als Lehrerin arbeiten muss". Und so sagte er damals "Ja". "Ich habe ihr den Gefallen getan, denn ich liebte sie sehr und sie liebte mich sehr", so Krug. Er habe sie damals vor der Provinz gerettet - und sie ihn später vor der Einsamkeit im Alter, weil sie trotz eines Seitensprungs, aus dem ein Kind hervorging, bei ihm geblieben war.

In der Talkshow vom 26. Februar brach der für seinen Humor und seine Kalauer bekannte TV-Koch Horst Lichter (53) in Tränen aus, als er Lanz vom Tod seiner geliebten Mutter erzählte. In derselben Sendung sprach der Kabarettist Ottfried Fischer (61) freimütig über seine Parkinson-Erkrankung. Fischer sagte doppeldeutig mit Blick auf Lanz, dass er sich nicht in Selbstmitleid suhle. Man könne immer noch vor Lebensfreude nur so sprühen...

 

Lanz hat "Wetten,dass..?" überwunden

 

Und am 5. März triezte Lanz seinen Gesprächspartner, den Entertainer und Dschungelcamp-Teilnehmer Rolf Scheider (59) so lange, bis der sagte: "Keiner zwingt mich dazu, in den Dschungel zu gehen oder hierherzukommen. Da kommt dann morgen die Wurstverkäuferin und gibt mir noch eine Wurstscheibe gratis drauf, weil sie mich bei Lanz gesehen hat. Das ist doch ein geiles Leben." Und Lanz ergänzte: "Viele denken so, aber keiner spricht es offen aus".

Einen Höhepunkt der Fernsehunterhaltung lieferte Markus Lanz bereits im Januar, als er den 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz thematisierte und Holocaust-Überlebende sowie den Kollegen Hugo Egon Balder (64), dessen jüdische Mutter im KZ Theresienstadt inhaftiert war, in seine Show eingeladen hatte. Lanz bewältigte das schwierigste Thema, das im deutschen Fernsehen zu vergeben ist, mit Zurückhaltung und respektvoller Einfühlsamkeit. Der Auftritt eines klugen und warmherzigen Moderators. Und die gibt es nicht allzu häufig. Markus Lanz hat "Wetten, dass..?" endgültig überlebt.

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