Marcus Mittermeier: "Betrunkene Mädels können süß sein"
Wem Til Schweigers Rückenansicht im Sonntagskrimi gefallen hat, der bekommt am Samstag gleich die nächste reizvolle Variante serviert. Diesmal gibt Marcus Mittermeier den Macho-Polizisten, der nackt über die Balkonbrüstung aus dem Haus seiner Affäre flüchtet. Im Interview verrät der Schauspieler, warum ihm die Rolle direkt in die Seele ging.
Aufsehen erregen wird Marcus Mittermeier (44, "Short Cut to Hollywood") am Samstag im Auftaktfilm zur neuen Krimi-Reihe "München Mord - Wir sind die Neuen" (ZDF, 20.15 Uhr) nicht zum ersten Mal, obgleich der Nackt-Sprung über die Balkonbrüstung der Villa eines Fußball-Stars schon beeindruckend ist. Bereits 2004 machte sich der gebürtige Landshuter mit seinem Debütfilm "Muxmäuschenstill" als Regisseur einen Namen. Wie es mit der Regie weitergeht, verrät er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur spot on news.
Zudem erzählt der Wahl-Regensburger, wann er betrunkene Mädels entgegen ihres Rufes süß findet. Konfrontiert wird er damit übrigens als Kommissar Harald Neuhauser im Krimi, denn seine Kollegin Angelika Flierl, gespielt von Grimme-Preisträgerin Bernadette Heerwagen (36, "Der Schandfleck"), wendet in einem Wirtshaus im schönen Isental eine ganz besondere Taktik an.
Ihre Rolle ist eine Traumrolle: Lässiger Macho-Polizist, der jede Frau um den Finger wickelt. Zu Beginn des Filmes flüchten Sie erst mal nackt über den Balkon, weil der Ehemann nach Hause kommt...
Marcus Mittermeier: Das stimmt, es ist eine Traumrolle, aber nicht unbedingt, weil der Typ so cool ist, sondern weil er cool ist und trotzdem nichts im Griff hat. Außerdem hat er ja auch eine ganz warmherzige Seite. Das macht es so sympathisch. Mir ging die Rolle tatsächlich direkt in die Seele.
Gut möglich, dass Sie nach der Ausstrahlung ein paar weibliche Fans mehr haben...
Mittermeier: Das hoffe ich doch. Dass die Menschen denken, man ist so wie die Rolle, damit muss man als Schauspieler einfach umgehen können. Dank meiner relativ bodenständigen Lebensweise in einem sehr engen Familien- und Freundeskreis, kann ich das gut.
Betrunkene Mädels - sind die süß oder peinlich?
Mittermeier: Das hängt ganz davon ab, ob man interessiert ist. Bernadette Heerwagen ist als betrunkene Angelika Flierl natürlich süß. Aber auch in dieser Wirtshaus-Szene ist es wieder so wie bei meiner Rolle: Angelika hatte zwar eine gute Idee, aber es entgleitet ihr wieder so ein bisschen. Die drei haben es halt nicht im Griff.
Ludwig Schaller (Alexander Held, 55, "Sophie Scholl - Die letzten Tage") und sein polizeiinterner Widersacher Helmut Zangel (Christoph Süß, 46, "Quer"-Moderator und Autor) sind zwar Kollegen, können aber nicht sonderlich gut miteinander. Wie verhalten Sie sich, wenn ein Kollege nervt?
Mittermeier: Mein Ziel ist es immer, dass ein Film, bei dem ich mitwirke besser ist, als wenn ich nicht dabei wäre. Solange das der Fall ist, nehme ich mich zurück, auch bei schwierigen Kollegen, und mache das, was wichtig ist, um dem Film zu dienen.
Hat diese Einstellung auch mit Ihrer Regie-Erfahrung zu tun?
Mittermeier: Ganz genau. Das hat mich gelehrt, dass Filmemachen ein absoluter Mannschaftssport ist. Ein Film kann nur gut werden, wenn alle das Beste für den Film machen, nicht für sich. Wenn ich allerdings merke, dass jemand durch egoistisches Verhalten den Film schwächt, kann ich auch unangenehm werden - das ist allerdings sehr selten.
Warum haben Sie Philosophie studiert?
Mittermeier: Bei meinem ersten Theater-Engagement nach der Schauspielschule habe ich gemerkt, dass mir beim reinen Rollenstudium etwas fehlt. Dann habe ich noch während ich am Theater in Ingolstadt war angefangen, in München Philosophie zu studieren.
Bringt Ihnen dieses Wissen etwas für den Film?
Mittermeier: Einerseits bringt es etwas, weil es für einen Schauspieler immer gut ist, wenn man aus einem reichhaltigen Erfahrungsschatz schöpfen kann. Außerdem begegnen einem vor allem auch ethische Themen immer wieder - gerade auch in Krimis. Es schadet also sicher nicht, wenn man Fragestellungen, Konflikte oder Themen auch rein analytisch betrachten kann.
Klingt danach, als würde es Richtung Regie weitergehen.
Mittermeier: Nicht unbedingt. Es macht mich schon auch sehr glücklich, als Schauspieler bei einem Film mitzumachen.
Obwohl Sie für Ihren Debütfilm "Muxmäuschenstill" (2004) ausgezeichnet worden sind?
Mittermeier: Regisseur ist ein Beruf, vor dem ich sehr viel Achtung habe - gerade weil ich schon mal Regie geführt habe. Im Moment sehe ich mein Talent aber eher in der Schauspielerei.
Wer hat denn Ihr Talent entdeckt?
Mittermeier: Eine Option war die Schauspielerei für mich schon immer. Als Zivildienstleistender habe ich mich einer kleinen Laienschauspielgruppe angeschlossen, in der auch ein Profi mitgespielt hat. Und der hat gemeint, dass ich es ruhig mal versuchen sollte. Daraufhin habe ich mich an den Schauspielschulen beworben. Mir war es wichtig, mich erst mal an einer Schule durchzuschlagen. Den einen oder anderen guten Tipp bekommt man dort auf jeden Fall. Außerdem hat man die Gelegenheit, sich rund um die Uhr mit sich selber zu beschäftigen, was für den Start in diesen Beruf sehr hilfreich ist.
Sie sprechen gar nicht Bayerisch?
Mittermeier: Doch, doch, ich bin ja in Niederbayern aufgewachsen. Ich bin quasi ein Landshuter Straßenkind und dort in einem, nennen wir es mal strengen Viertel, aufgewachsen. Von der Straße habe ich auch meinen Dialekt.
Warum sind Sie aus Landshut weggezogen?
Mittermeier: Ich wohne jetzt in Regensburg und da ist es auch schön. Verantwortlich dafür ist allerdings eher meine Frau. Sie durfte sich aussuchen, wo unser Lebensmittelpunkt ist, weil ich durch meinen Beruf ja ohnehin viel unterwegs bin.
München wäre keine Option gewesen?
Mittermeier: München ist eine tolle Stadt mit einer optimalen Größe, in der man sich auch sehr schnell zurechtfindet, tatsächlich stand es aber nicht zur Debatte.
Letzte Frage, "schon wieder ein Krimi" denken und deshalb nicht einschalten, kann man wahrlich nicht empfehlen. Was ist für Sie das Besondere an "München Mord"?
Mittermeier: Schon beim Lesen des Drehbuches ist mir aufgefallen, dass die Kriminalfälle und die Figuren herrlich ernst genommen werden. Ein Mord ist nun mal nichts Schönes oder Lustiges, sondern hat mit viel Leid zu tun. Außerdem hat jede der drei Hauptfiguren ihre eigenen Probleme. Harald Neuhauser (Mittermeier) hat disziplinarische Schwierigkeiten und seine Libido nicht so ganz im Griff. Angelika Flierl (Heerwagen) hat einen Job, den sie gar nicht haben will. Bekommen hat sie ihn nur, weil sie die Nichte vom Polizeipräsidenten ist. Und Ludwig Schaller (Held) steht mit einem Bein in der Psychiatrie.
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