Ludwigshafen-Tatort: Psychokiste über Beamten-Privatleben

Viel Melancholie, viele Stereotypen, wenig Handlung. Im neuen Ludwigshafen-"Tatort" stürzen sich Odenthal und Kopper alias Ulrike Folkerts und Andreas Hoppe in die Tiefen der Hip-Hop- und Bodybuilder-Szene der Stadt.
von  (dr/spot)

Viel Melancholie, viele Stereotypen, wenig Handlung. Im neuen Ludwigshafen-Tatort stürzen sich Odenthal und Kopper alias Ulrike Folkerts und Andreas Hoppe in die Tiefen der Hip-Hop- und Bodybuilder-Szene der Stadt.

Odenthal und Kopper gehen gemeinsam mit LKA-Kollegin Stern in der Pfalz auf Täter-Jagd. Mit viel klischeebeladenen Bildern ermitteln sich Ulrike Folkerts, Andreas Hoppe und Lisa Bitter dabei durch Ludwigshafen. Da gibt es neben dem verrohten Rapper mit wilden Tattoos und Aufsteck-Goldzähnen auch die Anabolika-aufgepumpten, Testosteron-strotzenden Bodybuilder, die hinter jedem Rock her sind und Frauen wie Dreck behandeln. Straight Outta Pfalz...

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Die Krone der Stereotypen setzt aber die Empfangsdame im Fitnessstudio auf: Mit Flechtzöpfchen aber wenig Verstand ausgestattet, mimt sie die billige Studio-Mätresse, die ihre Liebhaber auf dem Klo vernascht, heimlich fotografiert und die Bilder auf Facebook teilt. Puh... Doch der Reihe nach:

 

Worum geht es?

 

In einem Ludwigshafener Parkhaus wird Bodybuilder Tarim Kosic ermordet. Bei der Untersuchung seiner DNA stellt sich heraus, dass Kosic der mutmaßliche Täter in einer wenige Wochen zurückliegenden Vergewaltigung ist. Die junge Tänzerin Marie Rainers wurde dabei so schwer verletzt, dass sie seitdem im Koma liegt. Tag und Nacht sitzt ihre Mutter Birte verzweifelt am Krankenbett - ist es denkbar, dass sie in ihrem Schmerz zur Mörderin aus Rache wurde?

Lena Odenthal, Mario Kopper und Johanna Stern kommen aber auch auf die Spur des jungen Rappers Yago Torres. Er behauptet, in Marie verliebt zu sein, hatte aber keinen Erfolg, wie ihre Freundin Evelyn berichtet. Kommt er als Täter infrage, weil er seine Liebe beweisen wollte? Als Lena Odenthal und ihr Team herausfinden, dass auch Kosics Kumpel Daniel Peters an der Vergewaltigung beteiligt war, hoffen sie mit seiner Hilfe weiterzukommen. Doch als Kopper und Johanna Stern Peters verhören, bricht er zusammen und stirbt.

 

Lohnt sich das Einschalten?

 

So viel sei vorab verraten: Am Ende des Krimis gibt es nur Verlierer. Die Macher des neuen Ludwigshafen-"Tatorts" setzen auf viel Tragödie und Melancholie. Auch im privaten Bereich der beiden Hauptkommissare Odenthal und Kopper geht es drunter und drüber. Gelacht wird in Ludwigshafen in dieser Episode mit Sicherheit nicht - wenn dann nur unfreiwillig über die billig bedienten Stereotypen. Die Handlung an sich ist recht simpel gestrickt und wer nur ein wenig mitdenkt, weiß relativ schnell, wer am Ende der Täter sein wird.

Fazit: Die Schwermütigkeit, die in dieser "Tatort"-Folge in jeder Sekunde mitschwingt, ist zwar gewollt, sicher aber nicht jedermanns Sache. Die oberflächlichen Klischees sind allerdings wirklich nur schwer zu ertragen. Unterm Strich ein eher schwächerer "Tatort"...

 

AZ-Kritik von Ponkie zum Tatort "Du gehörst mir"

 

Dicke Luft in Ludwigshafen! Die neue „Tatort“-Masche, nicht nur den Tätern, sondern auch den Ermittlern eine Psychoanalyse zu verpassen, versaut das Büroklima und führt zu einem Umgangston, der eigentlich die Polizeigewerkschaft auf den Plan rufen könnte.

Sie knurren und gifteln wie zehn Lindenstraßen-Hausmeisterinnen auf einem Haufen, und Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) bellt Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) an wie ein Straßenköter den anderen.

Im Tatortkrimi „Du gehörst mir“ (Buch: Jürgen Werner, Regie: Roland Suso Richter, ARD/SWR) muss man sich also auf Seelenkrawall einstellen zwischen Odenthal, Stern und Kopper (Andreas Hoppe), und die Vergewaltigungs- und Tötungsdelike im Bodybuilder-Milieu passen artgerecht ins Bild.

Spannung? Natürlich – man will schließlich wissen, wer der größte Schurke war und wie das verkorkste Kommissar-Privatleben in die Steilkurve raste. Interne Psychokiste über das Beamten-Privatleben – ein Tatort für üble Nachrede.

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