Kritik zum Wiesbaden-"Tatort": Die Zufälle sind noch größer

Wie wird am Sonntagabend der "Tatort" mit dem Titel "Murot und das Gesetz des Karma"? Der AZ-Kritiker hat den ARD-Krimi schon gesehen.
Philipp Seidel
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"Tatort: Murot und das Gesetz des Karma": Felix Murot (Ulrich Tukur) wurde ausgeraubt.
"Tatort: Murot und das Gesetz des Karma": Felix Murot (Ulrich Tukur) wurde ausgeraubt. © HR/Bettina Müller

Achtung, Spoiler! Diese TV-Kritik gibt mehr oder weniger konkrete Hinweise auf die Handlung und das Ende des Wiesbadener "Tatort: Murot und das Gesetz des Karma". Wenn Sie nichts verraten bekommen wollen, warten Sie mit der Lektüre des Textes, bis Sie den Film gesehen haben (Das Erste, 25.09.20202 20.15 - 21.45 Uhr und in der ARD-Mediathek).


Orientierungslos in einem Hotelzimmer aufwachen und nicht wissen, wie man da überhaupt gelandet ist – davon können die Münchner zur Wiesnzeit ein Lied singen. Beim hessischen LKA-Mann Felix Murot braucht es dafür kein Gruppenzechen unterm Zeltdach, da tun es ein Glas Wein an der Hotelbar – und ein paar K.o.-Tropfen, verabreicht von einer Trickdiebin (Anna Unterberger). Eben noch hat er einen Vortrag über das Thema Prävention und Vorsicht gehalten, aber kaum zur Saaltür raus – Wissen schützt vor Fehlern nicht.

Vorahnung über Schwenk im Drehbuch 

Die Diebin fährt mit ihrer Beute – neben Murots Ausweis noch der Laptop eines anderen Herrn – zurück ins ländliche Räuberinnen-Höhlen-Idyll, wo sie an ihren beiden Beutestücken zwei erstaunlich folgenreiche Entdeckungen macht. Eine erstaunt nur sie (das wissen wir als Zuschauer schon), die andere auch den Zuschauer (obwohl wir nach den alten Urlaubs-Filmschnipseln zu Beginn geahnt haben, dass das Drehbuch diesen Schwenk macht).

Man muss bei "Murot und das Gesetz des Karma" (Buch: Lars Hubrich und Matthias X. Oberg, Regie: Matthias X. Oberg) kurz ein Auge zudrücken, um den Zufall, den uns Max Frisch in "Homo Faber" servierte, noch mal zu glauben: Die Welt ist groß, aber die Zufälle sind noch größer, und schon kommen zwei einander fremde Menschen mit besonderer Verbindung an einem Ort zusammen.

Magda Wächter erledigt die Arbeit

Während Murot (Ulrich Tukur) also möglichen Vater-Unfreuden entgegensieht und sich durch die 90 Minuten grübelt, erledigt Magda Wächter (Barbara Philipp) die Arbeit. Die führt sie unter anderem zu einer Investment-Firma, die mit dem erbeuteten Laptop erpresst werden sollte.

Philipp Hochmair als Boss, der seinem schmierig-hasenfüßigen Handlanger (Thomas Schmauser) die Ohren verdreht wie einst auf dem Schulhof, sind ein seltsames, aber sehenswertes Paar. In beider Leben saust die Erpresserin Eva als wollumflorte, lächelnde Rollschuhläuferin.

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Sonstige Begegnungen: In der Hotellobby lernen wir gleich zu Beginn ein Kind mit einem Kinderspielzeug aus der Hölle kennen. Später treffen wir auf einen unheimlichen Bauchredner, der nebenbei in einem Elektrogeschäft arbeitet und neben-nebenbei mit Waffen handelt. Wer Bauchredner schon immer unheimlich fand, wird ihnen nach diesem "Tatort" nicht weniger voreingenommen begegnen.

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1 Kommentar
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  • 80935 am 26.09.2022 08:54 Uhr / Bewertung:

    Selten einen konstruierteren Tatort als den gesehen. Ich mag die Murot-Fälle, aber wenn es für einen spannenden Fall x Zufälle braucht, dann wird der Film langweilig und genau das war er. Dazu eine Erpresserin, die dämlich mit Rollschuhen durch das Foyer eines angeblichen DAX-Unternehmens rollt, während sie den CEO erpressen möchte. Lächerlich und nervig.

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