Kritik zum Weimar-Tatort - Die harte Kern: Nicht lustig, leider!

Der neue "Tatort: Die harte Kern" aus Weimar überrascht mit Ernsthaftigkeit, die aber leider nicht zündet, weil die Handlung und einige Darsteller enttäuschen. Die TV-Kritik. 
von  Markus Giese
Anwalt? "Das Geld spar ich mir", sagt Lessing als er von Eva Kern verhört wird.
Anwalt? "Das Geld spar ich mir", sagt Lessing als er von Eva Kern verhört wird. © MDR

Am Anfang haben sie noch gut lachen. Der gehbehinderte Schrottplatzbesitzer Harald Knopp (Heiko Pinkowski) versucht zu Fuß zu flüchten, Kommissarin Kira Dorn (Nora Tschirner) witzelt, man könne ja schon mal vorgehen, Lessing (Christian Ulmen), dessen Vornamen man auch im neunten Fall der beiden nicht erfährt, bescheinigt dem bedröppelten Verhafteten einen "Fluchtinstinkt wie eine griechische Landschildkröte" und alles scheint zu werden, wie ein Fan der Weimar-Reihe sich das wünscht.

Wird es aber nicht. "Die harte Kern" macht auf ernst – und dem Ermittler-Pärchen vergeht das Lachen, als der Mörder erst vor Gericht freigesprochen und anschließend durch einen Schuss aus Lessings Dienstwaffe hingerichtet wird. Der Kriminalhauptkommissar steht unter Mordverdacht und landet erstmal hinter Gittern. Sein Chef, Kurt Stich (Thorsten Merten) duckmäusert vor Eva Kern (Nina Proll), die außer Sonderermittlerin für polizeiinterne Fälle auch seine Ex ist, und zieht Dorn vom Fall ab. Da können auch dem größten Scherzkeks schon Mal die Gesichtszüge einfrieren.

Anwalt? "Das Geld spar ich mir", sagt Lessing als er von Eva Kern verhört wird.
Anwalt? "Das Geld spar ich mir", sagt Lessing als er von Eva Kern verhört wird. © MDR

Nora Tschirner spielt stark im neuen Weimar-Tatort

À propos: Die durch beklemmend lange Sequenzen in Szene gesetzte Mimik der sonst so süffisanten Kommissarin ist das wirklich Sehenswerte in diesem Film. Die Wut, die Verzweiflung der Ohnmacht, der innere Kampf gegen die Tränen – das ist großes Schauspiel von Nora Tschirner. Was man von anderen nicht behaupten kann. Die Wortmeldungen der "knallharten" Kern wirken wie vom Teleprompter abgelesen. Der Twist am Schluss verpufft hierdurch komplett. Selbst dem Tollpatsch Lupo (Arndt Schwering-Sohnrey) kauft man seine dümmliche Liebesblindheit nicht ab.

Das Drehbuch stammt merklich nicht von den bisherigen Autoren Murmel Clausen und Andreas Pflüger. Wohl wegen des entsprechenden Ergebnisses mussten beide aber doch noch ran, um zumindest die Dialoge weimar-tauglich umzubiegen – leider mit mäßigem Erfolg.

Weimar-Tatort: Schwacher Plot, dichte Atmosphäre

Was herauskommt, ist ein "Tatort", der sich ohne die subtil-geistreiche Albernheit völlig ohne Not seiner größten Stärke beraubt und dies nicht durch erzählerische Mittel zu kompensieren weiß. Der Plot ist ebenso wenig spannend wie logisch wie relevant. Und Lessing, quasi außer Gefecht, bekommt nur wenige Gelegenheiten, das mit trockenen Sprüchen zu kaschieren.

Schade, denn auch die Atmosphäre wäre eigentlich da. Regisseurin Helena Hufnagel inszeniert Schrottplatz-Muff, Knast-Sterilität und Räucherstäbchen-Hippie-Höhle mit einem starken Soundtrack von David Bowie über Creedence Clearwater Revival bis Steve Miller zum ästhetischen Gesamtbild.

Als hätten auch die Macher des Films irgendwas vermisst, werden Dorn und Lessing in der letzten Szene wieder ganz die Alten, nicht zu spät für gute Hoffnung auf die nächste Folge aus der Clausen-Feder.

Zurück aus der Sommerpause: Das sind die "Tatort"-Kommissare

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