Kritik zum "Tatort: Neugeboren": Neustart-Potenzial nicht genutzt
Achtung, Spoiler! Diese TV-Kritik gibt mehr oder weniger konkrete Hinweise auf die Handlung des Bremen-"Tatort: Neugeboren". Wenn Sie nichts verraten bekommen wollen, warten Sie mit der Lektüre des Textes, bis Sie den Film gesehen haben (Das Erste, 24.05.2021, 20.15 - 21.45 Uhr und in der ARD-Mediathek).
Fast zwei Jahre lang gab es jetzt schon keinen "Tatort" aus Bremen mehr. Doch nun treten mit Jasna Fritzi Bauer und Dar Salim zwei wirklich gute und frische Schauspieler als Kommissare auf den Plan. Das klingt vielversprechend, ist es aber in ihrem ersten Fall leider nicht wirklich.
Das liegt weniger an den Darstellern selbst als an der Handlung von "Neugeboren" (Drehbuch: Christian Jeltsch, Regie: Barbara Kulcsar). Als die junge Kommissarin Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) neu nach Bremen kommt, hat erst einmal niemand Zeit für sie. Ein Baby ist aus einem Krankenhaus entführt worden, alle verfügbaren Polizeikräfte suchen nach dem Kind. Moormann heftet sich also an die Fersen von Kommissar Mads Andersen (Dar Salim), der zwar eigentlich Bremen für seine dänische Heimat wieder verlassen will, aber gebraucht wird, als ein Toter am Bremer Hafen gefunden wird.
Bremer Tristesse im "Tatort: Neugeboren"
Andersen bleibt also erstmal und verpasst so Zug um Zug nach Kopenhagen. Die Ermittlungen zum Mord führen Moormann und Andersen in den sozialen Brennpunkt, es geht um Alkohol, Drogen, Gewalt und einen gescheiterten Fußballprofi von Werder Bremen. Das ist alles recht düster, nicht nur für echte Werder-Fans, die dieses Wochenende den ersten Abstieg in die Zweite Liga seit 40 Jahren betrauern müssen.

Wirklich packend ist diese Düsternis aber nicht. Der Zuschauer verliert bald den Faden, und recht schnell dann auch das Interesse an der Frage nach dem Mörder. Die Figuren wirken schnell klischeehaft, wirklich überraschend ist in diesem "Tatort" wenig – auch nicht die Auflösung.
Die neuen Kommissare im Bremen-"Tatort" haben Potenzial
Einziger Lichtblick sind immer wieder die Kommissare. Die Kombination aus dem ruhigen, etwas geheimnisvollen Dänen Andersen, der vorlauten und frechen Moormann und der selbstbewusst-arroganten BKA-Beamtin Linda Selb (Luise Wolfram) könnte in kommenden Einsätzen noch spannend werden. Hier reicht es aber noch nicht für 88 Minuten Spielzeit.
Nach so langer Pause hätte man aus Bremen mehr erwartet. Dennoch – Potential gibt es auf jeden Fall. Man muss es nur richtig nutzen.
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