Kritik zum Kölner "Tatort: Niemals ohne mich": Schmerzhaft viel soziale Realität

Achtung, Spoiler! Diese TV-Kritik gibt mehr oder weniger konkrete Hinweise auf die Handlung des Kölner "Tatort: Niemals ohne mich". Wenn Sie nichts verraten bekommen wollen, warten Sie mit der Lektüre des Textes bis Sie den Film gesehen haben (Das Erste, 22.03.2020, 20.30 - 22.00 Uhr und in der ARD-Mediathek).
Wenigstens regnet es nicht auch noch, denkt man nach einigen Minuten. Die Handlung ist doch schon trist genug. Das ändert sich in Minute 43: Da regnet es dann auch noch. Der Kölner "Tatort: Niemals ohne mich" trägt kaum zur Aufhellung der Stimmung dieser besonderen Tage bei. Schmerzhaft viel soziale Realität und reichlich Behörden-Papierkram prägen den Fall, dem Max Ballauf (Klaus Behrendt ) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) sich da widmen müssen.
Sozialstudie mit viel Geschrei und Gerangel
So richtig in Fahrt kommt der Film nie, am Ende fällt die Spannung ganz ab. Das stört aber gar nicht: Als Sozialstudie mit viel Geschrei und Gerangel funktioniert der Film gut. Und wenn man einen Krimi in einer Gruppe von Menschen spielen lässt, die sich einst geliebt haben – manchmal rein körperlich, manchmal unter Einbeziehung des Herzens – und die nun um die Kinder und den Unterhalt streiten, dann darf man im "Tatort" keine Humorausflüge erwarten.
Als Running Gag gibt es immerhin Jüttes (Roland Riebeling) selbstgebastelte, haltungsschwache Lichtdusche. Am Ende stellt man sich irritiert die Frage: Haben Ballauf und Schenk eigentlich den Mörder und vor allem sein Motiv gefunden? Und irgendwie hat man offenbar auch übersehen, was dem Fall den Titel gibt. Jedenfalls wird jemand abgeführt.
Man erhebt sich vom Sofa und kann über diesen Kölner "Tatort" sagen, was Freddy Schenk über seine Ernährung bemerkt: "Liegt einem doch schwer im Magen, so ein Wurst-Frühstück."