Kritik

Kritik zum Hamburger "Tatort: Schattenleben": Milch-Szenen mit Falke sind übertrieben

Der Hamburger "Tatort: Schattenleben" ist eher nur ein klassischer Krimi. Wenn man diesen "Tatort" für seine Diversität feiern will, dann eher wegen des entspannten Auftritts von Jonathan Kwesi Aikins.
Philipp Seidel
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"Tatort: Schattenleben": Julia Grosz (Franziska Weisz) und Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) stehen vor einem Rätsel.
"Tatort: Schattenleben": Julia Grosz (Franziska Weisz) und Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) stehen vor einem Rätsel. © NDR/O-Young Kwon

Achtung, Spoiler! Diese TV-Kritik gibt mehr oder weniger konkrete Hinweise auf die Handlung und das Ende des Hamburger "Tatort: Schattenleben". Wenn Sie nichts verraten bekommen wollen, warten Sie mit der Lektüre des Textes, bis Sie den Film gesehen haben (Das Erste, 12.06.2022, 20.15 - 21.45 Uhr und in der ARD-Mediathek).

Pinneberg! Polizei! Die beiden Begriffe werden in diesem Hamburger "Tatort" (Buch: Lena Fakler, Regie: Mia Spengler) stets mehr ausgespuckt als ausgesprochen. Dazu muss man wissen, dass aus Hamburger Sicht die Pinneberger, nun ja, etwas rückständig sind. Oder, wie Mike Krüger einst sang: "Ich hab ne Pinneberger Nummer, und das ist mein großer Kummer, denn mit so ner Nummer denken alle, man is’n kleiner Dummer."

Frauen-WG mit einigen sehr fragwürdigen Ansichten

Für die wilden Weiber aus der alternativen Szene ist das spießige Leben in der Hamburger Vorstadt jedenfalls fast so schlimm wie die Polizei. Und in diese Szene taucht Julia Grosz (Franziska Weisz) diesmal tief ein, weil ihre alte Freundin Ela, die als verdeckte Ermittlerin dort eingeschleust wurde, sie verzweifelt um Hilfe anrief – und seitdem verschwunden ist.

Diese "FLINTA*"-Szene – Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen – ist im "Tatort: Schattenleben" weit weniger schräg, als das Akronym es vermuten lässt; eine insgesamt nicht völlig unsympathische Frauen-WG mit einigen sehr fragwürdigen Ansichten: Polizisten und Männer sind quasi naturschuldig. Na ja.

Inhalt: Worum geht es im "Tatort: Schattenleben"?

Gleichzeitig erzählt "Schattenleben" aber auch von der Liebe, in deren Zentrum Nana Leopold (Gina Haller) steht, die Ela als "Liebe ihres Lebens" vermisst, aber – etwas wankelmütig – dann sofort was mit Julia Grosz anfängt. Und zudem ein Problem mit ihrer unkontrollierbaren Wut hat. Sie wirft der Polizei ein strukturelles Gewaltproblem vor und ist gewissermaßen selbst eins. Aber es reichen ja immer ein, zwei Personen, um den Ruf eines ganzen Hauses zu ruinieren. Immerhin ist da noch als positive Gegenfigur Jana Julia Roth in der Rolle der WG-Mutti Maike Nauener.

Abgesehen von diesem Szene-Tauchgang ist es ein eher klassischer Krimi: Wer steckt hinter dem Brandanschlag auf das Haus eines Polizisten? Und wo steckt diese Ela (Elisabeth Hofmann)? Auf der Suche stößt Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) auf einen unsympathischen Mann vom Landeskriminalamt, bei dem die Speisepausen fest zum Dienst gehören und der sich über Dinge mokiert, die er nicht versteht, und sich dabei für lustig hält. Ein Mensch, den man lieber nicht duzen möchte, der Falke aber dauernd ankumpelt.

Entspannter Auftritt von Jonathan Kwesi Aikins

Wenn man diesen "Tatort" für seine Diversität feiern will, dann eher wegen des entspannten Auftritts von Jonathan Kwesi Aikins als Falke Kollege Thomas Okonjo. Der taucht auf, ist sympathisch und cool, stellt kurz fest, dass er der einzige Schwarze weit und breit ist – und gehört dann einfach zum Ensemble des Krimis.

Nervige Thematisierung des Milch-Konsums von Falke 

Den Drehbuchschreibern aber rufen wir zu: Diesmal habt Ihr es mit der Falke-trinkt-immer-nur-Milch übertrieben. Gebt sie ihm in die Hand, macht ihm einen Milchbart, aber thematisiert es doch nicht immer wieder. 

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