Kritik zum Berlin-Tatort: Das perfekte Verbrechen - nicht wirklich rund

Der Berliner "Tatort: Das perfekte Verbrechen" handelt von einer überheblichen, geldgierigen Studentengruppe. Alles wirkt ein wenig aufgesagt. Die AZ-Kritik zum Sonntagskrimi.
Adrian Prechtel
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Tatort  mitten in Berlin: Ein Schuss in den Hinterkopf von einer Eliteschule aus streckte das Opfer nieder.
rbb/Volker Roloff Tatort mitten in Berlin: Ein Schuss in den Hinterkopf von einer Eliteschule aus streckte das Opfer nieder.

Achtung, Spoiler! Diese TV-Kritik gibt mehr oder weniger konkrete Hinweise auf die Handlung des Berliner "Tatort: Das perfekte Verbrechen". Wenn Sie nichts verraten bekommen wollen, warten Sie mit der Lektüre des Textes bis Sie den Film gesehen haben (Das Erste, 15.03.2020, 20.15 - 21.45 Uhr und in der ARD-Mediathek).


Der Dax im Keller. Aber so tagesaktuell kann ein "Tatort" natürlich nicht sein. Denn dafür dass Karow (Mark Waschke) gerade ein gutes Viertel seiner Aktienwerte verloren hat, ist er immer noch ganz guter Laune. Kollegin Rubin (Meret Becker) bekommt hintenrum mit, dass der Kommissar an der Börse zockt, was sie ihm anscheinend übelnimmt. "Armut ist eine Geisteshaltung", blafft er, fast wie ertappt, zynisch zurück. Ist Karow im Herzen ein Neoliberaler? Das wäre neu. Neu ist auch, dass er in seiner späten Studentenzeit ein Juragenie war und ein Angebot von einer großen Wirtschaftskanzlei bekommen hatte.

Es sind ja immer auch die vielen Nebenaspekte, die einem "Tatort" geistreiche Würze geben können, so dass man ihn genießen kann. Aber genau hier schwächeln diesmal die Berliner. Weil all diese Fragen dann doch nur zu kurz und platt angerissen sind.

Berlin-"Tatort": Interessantes blitzt nur kurz auf

"Das perfekte Verbrechen" (Regie: Brigitte Maria Bertele, Buch: Michael Comtesse) beginnt mit einer "Fight Club"-Szene. Bei einem illegalen Faustkampf als Initiationsmutprobe soll ein Viertsemester gegen einen von der Straße gekauften Obdachlosen antreten. Wieder blitzt nur kurz etwas Interessantes auf: Der massige Heruntergekommene stöhnt zusammengeschlagen kurz: "Ich war auch mal einer von Euch!" Und er meint: ein guter Jurist. Denn die Folge ermittelt in einer super-elitären juristischen Geheimloge und hier unter intelligenten, arroganten Upper-Class-Schnöseln.

Einer, Benjamin (Anton von Lucke), steht unter dem besonderen Schutz des Paten (Peter Kurth), eines Chefs einer internationalen Wirtschaftsgroßkanzlei. Den kennt auch Karow noch aus einer Studienzeit. Aber dieser Benjamin könnte eine Ausnahme sein, denn er ist ein Aufsteiger: Vater Krankenpfleger, Mietshauskinderzimmer... Er könnte noch Abstand haben, um zu sehen, wie pervers dieser gelackte Klüngelhaufen ist und er zeigt auch kurz Distanz, aber – und das macht diesen "Tatort" menschlich pessimistisch: Auch er erliegt der Faszination von Vitamin-B und einem Yuppie-Leben.

Manches ist hölzern gespielt

Bei alledem ist der Tod einer chinesischen Kommilitonin fast Nebensache, die mitten auf dem Gendarmenmarkt durch einen gezielten Fernschuss getroffen wurde. Der kam aus dem Seminarraum einer Jura-Privat-Uni mit Semestergebühren von 25 000 Euro, wo sich die Logen-Jungjuristen ausbilden lassen. Letztlich geht es um ein extrem zynisches Spiel, dass einer der Schnösel spielt: "Gibt es das perfekte Verbrechen?" Vielleicht: Wenn es scheinbar kein Motiv und keine Tatwaffe gibt.

Aber dann ist es doch wieder Eifersucht! Die auf die Anerkennung durch den Vater, der einen anderen Jungen für geeigneter hält für seine elitären Zukunftspläne. Viele lateinische Rechtsgrundsätze werden wie Zauberformeln zelebriert, aber alles ist irgendwie aufgesagt, nicht wirklich rund und oft sogar hölzern gespielt. Und das interessante Spannungsteam Karow-Rubin reibt sich hier nur am Rande.

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