Kopf in der Schlinge: Hindafing startet am Dienstag - so wird die neue BR-Serie

In der Kleinstadt können die Verflechtungen zwischen Politik, Wirtschaft, Vereins- und Privatleben einem schon mal zum Strick um den Hals werden. Das weiß niemand besser als Alfons Zischl. Der steckt mittendrin. Immer. In der neuen Mini-Serie "Hindafing" des Bayerischen Rundfunks sehen wir ihm sechs Folgen lang genüsslich beim Versuch zu, immer wieder irgendwie den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Zischl (großartig gespielt von Maximilian Brückner) ist Bürgermeister von Hindafing, einem freudlosen Kaff in der grauen bayerischen Provinz. Hier finden sich keine Postkartenmotive, hier wird das knallharte Leben gelebt.
Ja, es gibt auch im Bayerischen Rundfunk ein Bayern jenseits des Dahoam-is-dahoam-Sterilität und des Geraniengerankes vor Alpenkulisse. Und die "Hindafing"-Autoren Niklas Hoffmann, Rafael Parente und Boris Kunz (der auch Regie führt) kosten diese Freiheit aus – zur Freude des Zuschauers. Diese Serie ist ein rarer Fernseh-Glücksfall.
Zischl ist pleite, sein schwerreicher Vater hat ihm keinen Cent hinterlassen. Während der Trauerfeier für Zischl senior nimmt die Bank dem Junior das Auto weg. "Alfons Zischl hat Schulden, hat ein Drogenproblem, hat eine Frau, die er unterstützen will", sagt Brückner über seine Rolle. "Das ist eigentlich das einzig Positive an dem, dass er Geld braucht. Er versucht, es mit allen Mitteln zu beschaffen, scheitert aber ständig dran."
Die Rettung: Das Öko-Shopping-Center "Donau Village"
Zischls Hoffnung ruht auf dem geplanten Öko-Shopping-Center "Donau Village". Da wollen alle irgendwie ihren Platz haben: Allen voran der fies-feiste Fleischer Goldhammer (Andreas Giebel). Dann Zischls schöne malende Gattin Marie (Katrin Röver) ebenso wie die örtliche Friseurin.
Und jetzt auch noch 50 Flüchtlinge, erst einmal. Die drückt der Landrat Pfaffinger (Jockel Tschiersch) dem armen Zischl auf – und das kurz vor der Wahl! Da ist allerlei unter einen Hut zu bringen. Mit einer Mischung aus Mitleid und Genugtuung verfolgt man die Versuche des armen Zischl, über die Runden zu kommen. Das macht großen Spaß.
Zwischen Dietl und "Breaking Bad"
Die Figuren sind kunstvoll überspitzt, ohne sie zu Kasperlfiguren zu machen. Die Themen kennt jeder, der sich je auch nur eine Minute lang mit dem Leben in seiner Stadt beschäftigt hat. "Hindafing" bewegt sich sehr kurzweilig irgendwo zwischen Komödie, Satire und Drama, zwischen Dietl, Polt und "Breaking Bad".
Der BR zeigt die sechs Teile ab Dienstag jede Woche in Doppelfolgen. In der Mediathek sind bereits alle Teile verfügbar.
Bayerisches Fernsehen, Dienstag, 20.15 Uhr