Kommentar: Champions League nur noch im Pay-TV? Eine gute Entwicklung

Sky und DAZN statt ZDF: Jetzt steht es also fest, dass man künftig für alle Champions League Spiele zahlen muss. Eine gute Entwicklung, meint AZ-Online-Vize Christoph Elzer.
Christoph Elzer |
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Champions League im ZDF: Es wird Zeit, das Mikro wegzulegen, meint unser Kommentator.
imago/Ulmer Champions League im ZDF: Es wird Zeit, das Mikro wegzulegen, meint unser Kommentator.

Es sind schwindelerregende Summen, die das ZDF Saison für Saison an die UEFA überweist: 54 Millionen Euro für die Übertragung von insgesamt 18 Champions-League-Partien, also drei Millionen pro Spiel. Das ist selbst im Vergleich zu den regelrecht explodierten Preisen für die Bundesliga-Übertragungsrechte ein absoluter Wahnsinns-Preis. Für 306 Partien in der ersten und 306 Partien in der zweiten Liga zahlt Sky der DFL 876 Millionen. Macht also "nur" 1,4 Millionen pro Partie.

Nach eigenen Angaben braucht das ZDF für die Zeit von 2017 bis 2020 rund 383 Millionen Euro mehr, um den Status Quo zu halten. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Das Zweite Deutsche Fernsehen will pro Jahr gut 95 Millionen Euro dafür bekommen, dass sich einfach nichts ändert. Dafür gibt es nicht eine einzige zusätzliche Show, keine einzige zusätzliche Sendeminute, sondern wir sollen lediglich mit dem zufrieden sein, was wir haben.

Diese knapp 400 Millionen Euro kommen aber natürlich nicht einfach von irgendwo her, genauso wenig wie die hunderten Millionen, die die ARD zusätzlich noch fordert. Am Ende reden wir also auch bei ARD und ZDF von Pay-TV, denn die Mehrkosten können schlussendlich nur über eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags reingeholt werden. Und genau da liegt das Problem.

Keine gebührenfinanzierte UEFA-Preistreiberei

Die Öffentlich-Rechtlichen sind Pay-TV, das man verpflichtend abonnieren muss, Sky und DAZN hingegen ein völlig freiwilliges Investment. Es ist völlig unverständlich, wieso alle Bürger dafür zahlen sollen, dass das ZDF lächerliche 18 Champions-League-Spiele überträgt. Und die Gelder für die UEFA sind ja längst nicht das Ende der Fahnenstange: Gehälter für das Team, die Experten wie Oliver Kahn, Reisekosten, Kulissen und vieles mehr dürften sich auf einige weitere Millionen pro Saison belaufen. Ohne diese Partien sinkt der Finanzbedarf des ZDF also drastisch und wenn sich ein derart großes Einsparpotential bietet, dann sollte man es auch nutzen.

Wer die Champions League live sehen will, muss sich damit arrangieren, dass die Zeit des Gratis-Fußball vorbei ist. Sowohl bei den nationalen Ligen als auch (insbesondere) beim internationalen Fußball ist das System mittlerweile so aus dem Ruder gelaufen, dass ein öffentlich-rechtlicher Sender die Finger davon lassen sollte.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat in Deutschland den verfassungsrechtlich vorgegebenen Auftrag, einen Beitrag zur individuellen und öffentlichen Meinungsbildung zu leisten und die sogenannte Grundversorgung zu gewährleisten. Grundversorgung bedeutet, die gesamte Programmvielfalt in den Bereichen Bildung, Information und Unterhaltung abzudecken.

54 Millionen Euro nur für einen Bruchteil des Segments Unterhaltung sind da einfach viel zu viel. Das ZDF hat die irre UEFA-Preistreiberei viel zu lange mitgemacht. Jetzt wird es Zeit, dass der Sender sich wieder auf seine Kernkompetenzen zurückbesinnt.

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